Wie versprochen beschäftige ich mich im zweiten Teil meiner Ausführungen über Pflanzenschädlinge auf Korsika mit dem Roten Palmenrüssler:
Wer in diesem Jahr mit offenen Augen in den küstennahen Gebieten Korsikas unterwegs war, wird sicherlich schon beobachtet haben, daß viele Palmen irgenwie welk und vertrocknet aussehen.
( Bild 1,2 und 3)
Schuld daran ist ein kleiner Käfer, der Rote Palmenrüssler (Rhynchophorus ferrugineus Bild 4)
Die ursprüngliche Heimat dieses Käfers liegt in Südost -Asien und bis in die 70er war sein Vorkommen auch auf diese Region beschränkt. Bereits Mitte der 80er wurde er im Mittleren Orient beobachtet, bevor 1994 die ersten Käfer in Südspanien gesichtet wurden. Der massive Import von Zierpalmen aus bereits betroffenen Gebieten hat die weitere Ausbreitung von Rhynchophorus ferrugineus stark begünstigt. In Südfrankreich sowie auf Korsika (in der Region um [/definition] lange Käfer ist flugfähig, das Weibchen legt bis zu 300 Eier. Die Larven (Bild 5) fressen bevorzugt im Bereich des Vegetationspunktes der Palme und verursachen so innerhalb weniger Wochen den Tod der Pflanze. Schätzungen gehen davon aus, daß in Europa innerhalb von 15 Jahren annähernd 250.000 Palmen zerstört worden sind. Der Palmenrüssler befällt alle Palmenarten (er verursacht in seiner ursprünglichen Heimat auch nennenswerte wirtschaftliche Schäden ) und es wird davon ausgegangen, daß etwa 90% aller Palmen im Mittelmeerraum verschwinden werden.
Wie also kann man den Palmenrüssler bekämpfen ?
Zunächst einmal ist es nicht ganz einfach einen eventuellen Befall festzustellen, da der „Fraßpunkt“ der Larven an der Spitze der Palme nicht leicht einsehbar ist. Sichtbare Anzeichen
für einen Befall sind Verformungen und Verfärbungen der Palmwedel, das Vorhandensein von Fraßgängen an den Blattansätzen ist ein überdeutliches Alarmzeichen. Die schon anderswo
erwähnte Methode der „akustischen Diagnose“ steckt wohl noch in den Kinderschuhen. Ein Befall mit dem Palmrüssler muß inzwischen sofort der örtlichen mairie gemeldet werden,
die wiederum ein autorisiertes Unternehmen mit den notwendigen Maßnahmen beauftragt, Kosten gehen zu Lasten des Eigentümers.
Die Maßnahmen im einzelnen (auch Präventiv) sind hier beschrieben: La disparition du palmier en Corse est programmée
Am effektivsten scheint demnach eine präventive monatliche Injektion des Insektizids Imidacloprid direkt in den Vegetationspunkt der Palme zu sein. Der Vorteil gegenüber einem
Versprühen des Giftes liegt auf der Hand: Wirkungsbereich direkt dort wo die Larven fressen, kein (ok, kaum) Freisetzen des Giftes in die Umwelt, Imidacloprid gilt als gefährlich
sowohl für Vögel als auch für Bienen. Der Einsatz von Pheromonfallen in Kombination mit Nematoden und Pilzsporen scheint widersprüchliche Ergebnisse zu liefern. Bei noch leichtem
Befall ist die Palme u.U. noch zu retten, sämtliche Palmwedel werden entfernt und vernichtet (!!!), der Vegetationspunkt regelmässig mit dem Insektizid behandelt. Wenn der
Vegetationspunkt noch nicht zu stark geschädigt war, treibt die Palme neu aus.Ist der Befall bereits zu stark fortgeschritten war, bleibt nur das Fällen der Palme und die komplette
Vernichtung der Pflanze.
Ich denke, es bleibt abzuwarten, inwieweit die oben erwähnten Maßnahmen ( vor allem die Meldepflicht) Wirkung zeigen. Andererseits sollte man sich bewußt machen, daß keine der
Palmen, deren Anblick für uns untrennbar mit dem Süden verbunden sind ursprünglich hier heimisch war. Insofern wäre ein Verschwinden der Palmen zwar ein ästhetischer Einschnitt,
aber kein wirkliches witschaftliches oder ökologisches Desaster.
Im einen dritten Teil werde ich auf einen Schädling eingehen, dessen Auftreten in Korsika nicht nur massive ökonomische Probleme mit sich bringen dürfte, sondern auch dafür
verantwortlich ist, daß das Aussehen ganzer Landschaften sich dramatisch verändern könnte. Ich spreche hier von der Kastanien-Gallwespe, einem nur knapp 3mm großen Insekt
das den gesamten Bestand an Esskastanien auf der Insel bedroht.
Gruss
Thomas
PS. der Vollständigkeit halber: Bild 4 und 5 sind folgender Seite entnommen: Rhynchophorus ferrugineus – Wikipedia