Pflanzenschädlinge und ihre Auswirkungen, Teil 3: der Cynips de Chataignier und seine Folgen

  • Gérard :


    Hallo Gerd,


    meine Info stammt aus dem seinerzeit abgehaltenen Seminar/Schulung vor dem ersten Freisetzen des torymus. Nachzulesen auf der angehängten pdf der Seite vom AOP farine de chataigne.

    "die Vernichtung der Schnittabfälle -vor allem durch Verbrennen- kann gleichzeitg auch die Vernichtung des torymus bedeuten ohne daß davon der cynips betroffen ist, der die vertrockneten Gallen längst verlassen hat" ..... weiter unten ..." die Schnittabfälle nicht vor dem Schlüpfen des torymus im Frühjahr vernichten. Die Schnittabfälle lagern und nicht vor Ende Mai verbrennen"


    Man sieht, daß die Kommunikation auch zwischen den offiziellen Stellen nicht optimal funktioniert. Vielleicht solltest du deinen ONF Kontakt mal darauf ansprechen.


    Gruss

    Thomas

    Pratiques culturales avec TS - Pratiques-culturales-avec-TS.pdf


  • @ u liamone :


    Hallo Andy,


    manchmal sind stille "Mitleser" aufmerksamer als ich: Tine ist in deinem Beitrag gerade folgendes aufgefallen:

    "Aktivitäten gegen die Gallwespe Torymus sinensis" ... können wir uns darauf einigen, daß der Torymus sinensis selber für die Aktivitäten gegen die Kastaniengallwespe verantwortlich ist ?XD

    Bist aber in guter Gesellschaft, im erschien vor einiger Zeit ein Artikel mit der gleichen Verwechslung !!


    liebe Grüsse

    Thomas


  • update zur aktuellen Situation:


    die Kastanienblüte hat dieses Jahr deutlich später wie in den letzten Jahren begonnen, das ist aber wie mir Korsen gesagt haben eine Rückkehr zur Normalität, früher hätte die Blütezeit gewöhnlich immer erst Ende Juni begonnen.

    Ich war gestern auf der Strecke Fiumorbo/Ghisoni/Vizzavona/Bastelica unterwegs und mein Eindruck der diesjährigen Kastanienblüte ist folgender:

    - die meisten Kastanienbäume sind so in vollster Blüte wie ich es seit Jahren nicht mehr gesehen habe, einzelne Bäume blühen fast gar nicht (oder sind vielleicht noch später dran?) , es gibt regionale

    Unterschiede aber ide meisten Bäume zeigen eine wahre Blütenpracht. Hier im Fiumorbo sehen die Bäume -trotz der Blüte- nach wie vor eher schlecht aus; das liegt aber sicherlich auch daran, daß gerade hier die Bäume schlecht gepflegt sind und auch die Grundstücke nicht eingezäunt sind, vive le cochon !!

    - wenn man in Ghisoni oder Bocognano die Hänge anschaut sieht man überall ausgedehnte helle gelbgrüne Flächen...das sind die blühenden Kastanienbäume, etwas das ich so auch schon lange

    nicht mehr gesehen habe

    - "mein" Imker ist ganz glücklich weil seine Bienen das erste Mal seit einigen Jahren wieder richtig am Arbeiten sind und ausgiebig Kastsanienhonig produzieren

    - auch das Laubdach macht einen wesentlich dichteren Eindruck, die Kastanien scheinen wieder das zu sein was sie früher einmal waren: freundliche Schattenspender


    Obwohl das erstmal eine gute Nachricht ist, sagt das leider noch gar nichts über die bevorstehende Kastanienernte aus... da spielen noch viele andere Faktoren mit: das Wetter bis Ende Oktober, Niederschlagsmenge, Stürme und natürlich der Befall mit den anderen Schädlingen (Kastanienwickler, Kastanienbohrer, diverse Pilzerkrankungen..)


    a suivre...


    Thomas

  • Die Herbststürme sind da, die letzten Kastanien gefallen und es wird Zeit für ein kleines Fazit der diesjährigen Situation:


    wie schon in meinem obigen Post geschrieben, sah ja die Kastanienblüte dieses Jahr recht vielversprechend aus. Generell kann man sagen, daß die Blüte ihr Versprechen gehalten hat... es gibt in diesem Jahr tatsächlich wieder eine nennenswerte Kastanienernte, regional unterschiedlich aber immerhin. Bei uns nach wie vor eher mässig, aber was ich in Evisa, im Liamone-Gebiet und auch in Ghisoni und Bocognano auf dem Boden liegen gesehen habe... das hat es so seit Jahren nicht mehr gegeben !!

    Gesammelt habe ich nur bei uns (ist halt einfach, so nur ums Haus herum..) und habe mal darauf geschaut wieviele Kastanien "verwurmt" und/oder durch Pilzbefall schwarz waren:

    ziemlich genau 50% waren mit Würmern behaftet (erst nach dem Entfernen der harten äusseren Schale sichtbar), weitere 15% der Kastanien waren schwarz. Inwieweit es da auch regionale Unterschiede gibt vermag ich nicht zu sagen, hier habe ich immerhin ein paar hundert Kastanien zum Einfrieren geschält.


    Optimistische Grüsse

    Thomas

  • Hallo Thomas,


    ist das normal, daß da so viele Würmer drin sind? In den badischen Kastanien, die ich kenne, sind Würmer und Pilze eine ziemliche Ausnahme.

    Grüße

    Georg

    Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Schorschi

    ich denke schon daß das normal ist, siehe meinen Post #3 auf der ersten Seite dieses Threads. Seitdem ich hier Kastanien sammele ( auf alle Fälle seit Ende der achtziger) hatte ich schon immer das Problem mit diesen Würmern (die ja gar keine "Würmer" sind...in eben diesem erwähnten Post gehe ich näher auf diese Viecher ein), in manchen Jahren mehr, in anderen weniger. Dieses Pilzproblem ist allerdings eher neu, hier habe ich etwas darüber gefunden: https://www.terrevivante.org/3…iture-de-la-chataigne.htm

    Der Esskastanienbohrer (das sind die dicken, kugeligen Larven) kommt scheinbar nur in Südeuropa vor, der Kastanienwickler ist wohl weiter nördlich auch verbreitet.


    ganz interessant dazu: https://www.uni-goettingen.de/…en-fruumlchten/25316.html


    Gruss

    Thomas

  • Weiß jetzt nicht genau ob es sich bei diesem Käferchen um einen Eßkastanienbohrer (Weibchen) handelt? Da gibt es schon verschieden Arten. Aber auf alle Fälle ähnlich.Ich glaube beim Eßkastanienbohrer ist der Rüssel noch länger:hmm:

    Sieht doch ganz posierlich aus ... :spiteful:


  • Guenter


    sieht schon so aus... andererseits gibts der Rüsselkäfer ganz schön viel verschiedene Arten..

    dann hoffe ich mal, daß du das Tierchen nicht im mitteleuropäischen Raum gefunden und fotografiert hast, wäre ärgerlich für die dortige Kastanienernte

    Gruss

    Thomas

  • Also das Foto entstand schon auf der Insel.

    Rüsselkäfer gibt es ja zu zehntausenden an Arten.

    Auch in D gibt es nicht wenige.

    Ob das jetzt ein "Kastanienrüssler " war weiß ich nicht. Ich meine aber das bei der Art der Rüssel tatsächlich deutlich länger sein sollte.

  • @U Liamone

    netter Versuch, Andy...


    aber wie ich hier bereits gesagt habe (Corona: Nun hat es auch Korsika "erwischt"...) bin ich hier -zumindest vorläufig- raus.

    Ausserdem habe ich nicht den Eindruck, daß so ein Thema im Moment hier irgendjemand interessiert ...


    Um zumindest deine Frage zu beantworten: Torymus-Wespen werden schon seit einigen Jahren nicht mehr ausgesetzt, jetzt muss sich das Gleichgewicht zwischen cynips und torymus von selber einpendeln. War gestern in der Castagniccia unterwergs, sooo toll sahen die Bäume da nicht aus, ein -wie ich finde- recht lichtes Blätterwerk. Zugegeben waren es keine kultivierten Bestände. Ansonsten mal abwarten wie die Blüte dieses Jahr aussieht.


    liebe Grüsse

    Thomas

  • Hallo Giacchetto,

    netter Versuch, Andy...

    ...... ja, so im Nachhinein könnte man es sehen, war aber überhaupt nicht in diese Richtung gedacht als ich dich anschrieb, eher das Bedürfnis, etwas was über Land und Leute zu erfahrenp+&&&


    Ich nehme mal an, hier im Korsika Forum gibt es bestimmt noch andere Menschen, die sich für Themen die Korsika betreffen interessieren und sich, ebenso wie ich, über eine Antwort von dir freuen.


    Wie schon geschrieben hatte aus meiner Sicht Korsika einen strengeren Stillstand als z.B. wir hier in BW.

    Der Cynips ist dabei nur einer von vielen Punkten gewesen, die in der Starre eventuell vernachlässigt wurden.

    Wäre doch Interessant zu wissen, ob sich jemand weiterhin, gerade in der Wachstumsphase der Natur um die Feuerschneisen gekümmert hat, oder wie weit die Aufräumarbeiten und Aufforstung nach dem großen Brand im Winter bei Quenza-Solenzara weitergehen.n///==co


    Nix für ungut und Grüße

    Andy

  • @U Liamone


    Hallo Andy,


    ich weiß schon, daß du zu denjenigen gehörst die auch gerne mal über den Tellerrand hinausschauen und ernsthaft an allem interessiert bist was mit der Insel zu tun hat !:thumbsupparty:


    Daher konkret zu deinen Fragen:

    - während des "confinements" lag hier wirklich so ziemlich alles brach

    - ONF (Forstbehörde) war über die gesamte Dauer ausser Betrieb

    - die "Wegebautrupps" des PNRC waren ebenfalls "a casa", sprich daheim

    - daher gehe ich mal davon aus, daß in der Bavella rein gar nichts passiert sein dürfte

    - selbst private und öffentliche Baustellen waren stillgelegt

    - aktuell ist mehr als fraglich ob die refuges des PNRC dieses Jahr überhaupt bewirtet oder gar offen sein werden, ein Hygienekonzept ist da wohl nur schwer durchzuhalten


    dafür holt sich die Natur ihr Rcht zurück

    - brütende Vögel am Strand https://corsematin.com/article…nstalle-leurs-nids-109757

    - Finnwale in Küstennähe (Cap Sagro/ Porto)

    - und vor ein paar Tagen auf einer Castagniccia-Wanderung ein echtes korsisches Streifenhörnchen n///briid fast in Streichelnähe. (damit ist natürlich ein Frischling/marcassin gemeint, vielleicht etwas mehr als 2 Monate alt hatte es womöglich noch keinen Menschen gesehen) . Kurz darauf noch eine Bache mit zwei weiteren Frischlingen, alles am hellichten Tage.


    Liebe Grüsse

    Thomas

  • Hallo,

    Giacchetto,

    deine antworten sind keine guten Nachrichten, war so leider erwartbar, im Sinne von "etwas mit dem Arsch einreißen was man vorher mit den Händen aufgebaut hat" w)acko

    Die Entwicklung mit der Natur, im Besonderen der Fauna, wird wohl nur von kurzer Dauer sein.

    Ich sehe es förmlich vor mir, wie wohl sich die Scandola Bewohner im Moment fühlen.

    Z.B.werden da, oder im Golf de Valinco, jetzt bestimmt jede menge "Flipper" in Ruhe zur Welt kommen können.

    Die wissen ja noch nicht, daß das korsische Volk in seiner unendlichen Weitsicht den Schutz dieses Gebietes noch mehr zurückfährt.:pillepalle:

    Das wird für so manche Delfin-Schule aber ein Böses erwachen geben, wenn es wieder Losgeht:spiteful:


    Bei deiner Wanderung hast du aber Schwein gehabt.;)party:

    Ich sage nur soviel, mir hat sich mal eine entgegengestellt, die dazugehörigen kleinen Schweinereien hatte ich gar nicht gesehen, welch ein Gebaren:respekt: #

    Im Spätsommer/Frühherbst gehen wir den Bachen mit Nachwuchs, egal ob echte Wildschweine oder nur Porcu nustrale, so gut es eben geht aus dem Weg.

    Die können, wenn sie wollen, Sau schnell rennen.

    In all den Jahren kam nur dieser Verwertbare Schnappschuss zustande.



    Nun das wichtigste zum Schluss, gibt es von der Ferkelei in der Castagniccia eventuell ein Foto.w§§§l/ng


    # Respekt bedeutet hier das ich Riesen SCHIß hatte §"!((

  • mal wieder was coronafreies:


    zum ersten mal seit 2014 hat sich in diesem Jahr in unserem örtlichen Kastanienhain die Ernte so einigermassen gelohnt... also haben wir trotz Ausgangssperre und potentiellem 135€ Strafe beim Einsammeln geholfen. Ich denke, daß Ansteckungsrisiko hielt sich doch sehr in Grenzen: 5 Leute in reichlich Abstand auf einem mehrere Hektar grossen Gelände.

    Ja, es gab Kastanien, sogar richtig schöne, da es heuer kurz vor und vor allem während der Ernte nicht geregnet hat und die Früchte dadurch nicht schon tagelang in nasser Erde oder auf feuchtem Laub lagen.

    Trotzdem bleibt der Ertrag noch weit hinter dem der Jahre vor Erscheinen des cynips zurück. Jean-Francois hat auf seinem Gelände normalerweise immer so zwischen 3 und 4 Tonnen Kastanien geerntet, in guten Jahren auch schon mal 5 Tonnen. In diesem Jahr wird es wohl nicht mal eine Tonne sein. Aber immerhin, seit 6 Jahren das erste mal, daß sich der Aufwand und die Mühsal des Sammelns überhaupt gelohnt hat.


    Vom Sammeln bis zum fertigen Kastanienmehl ist aber noch ein weiter Weg:

    - zunächst müssen die Kastanien getrocknet werden, das dauert alleine schon mehrere Wochen. Im Rauch über einem langsam schwelenden Holzfeuer in extra dafür bestimmten "sechoirs", von denen man in vielen Dörfern noch mehr oder weniger benutzbare findet.

    - danach muss zunächst die äussere harte Schale entfernt werden und natürlich verschimmelte und verwurmte Exempalre ausgesondert werden

    - dann gehts an die Entfernung der letzten Reste der weichen inneren Haut. Je weniger davon an den Kastanien hängenbleibt, desto süsser und weisser das Mehl

    - jetzt gehts damit zur Kastanienmühle, davon gibts nicht mehr so gastig viele funktionstüchtige auf der Insel. Und der Betreiber möchte dafür natürlich auch bezahlt werden

    - nun erst kann man das Mehl portionieren und unter Vakuum abfüllen


    Lag der Preis für 1kg Mehl vor dem Erscheinen des cynips etwa zwischen 10 und 12€, wurden in den letzten Jahren bis zu 23€ pro Kilo fällig. Gewiss ein saftiger Preis, der sich aber schnell relativiert wenn man den Aufwand betrachtet, den man betreiben muss um von der Kastanie bis zum fertigen Endprodukt zu gelangen.


    Gruss

    Thomas

    • Offizieller Beitrag

    Dans "Les Landes" werden die Kastanien zusammen mit Fenchelkraut (fenouille) in Wasser gekocht. Jeder bekommt ein scharfes Küchenmesser und dann sitzt man gemütlich am Küchentisch zusammen und verspeist die Kastanien. Dazu gibt es neuen Wein direkt aus der Kooperative.

  • guri

    hier werden die Kastanien traditionell eigentlich fast nur in Form von Kastanienmehl verwendet. Das Mehl wird gelegentlich zum Backen, schwerpunktmässig aber für die klassische "pulenda", Polenta genutzt. Gelegentlich bereitet man abends am Kaminfeuer auch châtaigne grillé zu, in der Region von Evisa natürlich auch marron glacé.

    Ich hatte -glaube ich- schon mal irgendwo anders geschrieben, daß wir die Kastanien gerne eingefroren lagern: harte Schale entfernen, 5min blanchieren, innere feine Haut entfernen und ab in die Gefriere. Wir schmeissen sie dann z.B. in (Wildschwein-)Gulaschsauce, Bratensauce etc. etc., schmecken dann wie frisch. Gerne auch eine "velouté de châtaigne" auf Steinpilzbett...

    ....... und ein gutes Glas Wein dazu schadet natürlich auch nie !

    Schade, auch dieses gesellige Beisammensein, das du beschrieben hast, wird es dieses Jahr wohl auch nicht geben.


    Gruss

    Thomas

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