Rebschädling "Zünsler" auch auf Korsika?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    ein Schädling aus der Familie der Zünsler (Cryptoblabes gnidiella) soll dieses Jahr ziemliche Schäden an den Reben Südfrankreichs und Korsikas verursacht haben.

    Früher nur als Einzelbefall gesichtet hat er sich wohl gut verbreitet, ein Weingut auf dem Festland vermeldet 45% Ernteausfall.

    Er stammt aus Hawaii und heißt dort “Honeydew Berry Moth“. Durch Schädigung der Traubenhaut erzeugt er Traubenfäule und Schimmel.


    Ist euch dazu etwas Aktuelles bekannt?


    Meine Grüße aus Vinophilorum

    Ernest

  • Guten Morgen Ernest,


    da kann ich mich mal rumhören, da ich ja an der Quelle sitze. Du meinst aber jetzt nicht die Drosophila suzukii ( Kirschessigfliege)? Die verursacht ähnliche Schadbilder auf die jetzt deine Beschreibung passen würde. Leider muss man sagen das sich in den letzten Jahren bedingt durch die Klimaerwärmung einiges an Krankheiten im Weinbau verbreitet haben die so früher nicht bekannt waren. Insbesondere Insekten z.B die Büffelzikade
    zeigen sich da besonders anpassungsfähig und stellen leider irgendwann sie sehr Effektive und Umweltschonende Pheromonbehandlung in Frage. Ich habe dir mal ein Schadbild von einer Kirschessigfliege an einem Spätburgunder angehängt, in diesem Fall war der Schaden noch auf eine Beere begrenzt, 2 Tage später war dieser Weinberg zu 80% befallen.


    Gruß


    Kai





  • Hab diesbezüglich mal nachgefragt.

    Die Honeydew Berry Moth oder Christmas Berry Moth befällt z. B. Zitrusfrüchte aber auch Trauben.

    Da die Raupe Honigtau aufnimmt erfolgt der Befall durch die Motte erst nachdem (bzw. zeitgleich) Schildläuse und ähnliches Getier ebenfalls auf der Pflanze Fuß gefasst haben.

    Der Honigtau ist dann auch die Grundlage für Pilzbefall wie Rußtau.

    Da die Bekämpfung der Schildlaus sehr früh, Austriebszeit , erfolgen sollte kann später Befall, dieser dann noch in Verbindung mit der Motte tatsächlich großen Schaden anrichten. Nicht nur Verluste bei der Ernte , sondern auch starke Schädigung der Pflanze.

    Zu dem Befall auf Korsika/Südfrankreich hab ich jetzt nichts erfahren.

    Die Honeydew Berry Moth/Christmas Berry Moth stammt ursprünlich aus dem Mittelmeerraum. Wurde jedoch erstmals auf Hawai als starker Schädling auffällig.

  • So ich habe mich mal rumgehört,


    bei uns in Deutschland ist nichts bekannt. Im Mittelmeeraum sieht das wohl ganz anders aus. Wie du schon geschrieben hast, verbreitet sich die wärmeliebende Zünsler Art stark im Mittelmeeraum und stammt ursprünglich aus Süd und Mittelamerika. Was ich rausgefunden habe ist, das diese Zünslerart seit 1867 bekannt ist. Über größere Schäden ist bis jetzt nichts bekannt. Man kann das Schadbild mit dem eines Apfelwicklers vergleichen, dessen Laven sich durch den Apfel fressen und diesen unbrauchbar machen. Im Weinbau ist sowas in Deutschland nur von dem Traubenwickler bekannt der in extrem waremen Jahren wie 2003 und dieses Jahr ein 3 Genaration bildet, die dann die reifen Trauben befallen und analog der “Honeydew Berry Moth“ ein ähnliches Schadbild erzeugen. Durch das anbohren der einzelnen Beeren werden Eintrittspforten für Botrytis ( Schimmelpilze) und ander Mikroorganismen geschaffen, die unter umständen eine ganze Ernte vernichten können, dies scheint wohl auf Korsika passiert zu sein. Bekämpfungsmaßnahmen mittels Insektizide ist dann nicht mehr möglich, so bleibt nur eine Vorbeugende Bekämpfung. Mich Intressieren solche Themen brennend, zeigen solche Phänomene ganz deutlich das unsere Klimaerwärmung weiter vorranschreitet und uns vor Probleme stellen kann, von denen wir bis jetzt noch nichts geahnt haben z.B. Kirschessigfliege.


    Gruß


    Kai



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  • kaicors .... Hallo Kai ... kann ich nicht sagen. Auf alle Fälle schädigt Sie die Traubenbeere da die Eiablage wohl an oder in die Traube stattfindet.

    Ich hak da mal nach . Vielleicht weiß ich heute abend mehr dazu, da ich zu einer Veranstaltung bin an der einige Rebfachleute ebenfalls teilnehmen werden.

  • .. . die Larve bzw. Raupe frißt auch die Beeren

    Und es können sich mehrere Generationen über das Jahr entwicklen und auch an der Rebe überwintern.

    Wie Du Kai, schon angeführt hast ist die Motte in D noch nicht auffällig geworden. Ähnlichkeit allenfalls mit dem von Dir bereits erwähnten Traubenwickler

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr Wissenden hier im Thread,


    ich stelle eine Frage und werde fast zugeschüttet mit Infos! So macht "Forum" echt Spass! :appl:

    Da es hier so einige Wein-Wissende gibt oute ich mich mal: ich bin angemeldet bei Wein-Plus und erhalte daher regelmäßig deren Magazin. Wenn es mal wieder was Interessantes gibt trage ich gerne dazu vor bzw. frage gerne wieder nach.


    Meine LG aus Vinophilorum

    Ernest

  • Hallo,


    konnte gestern abend ein paar Worte mit jemanden wechseln der sich in Sachen Schädlinge an Weinreben ganz gut auskennt da er sich beruflich damit befasst.

    Die Motte Christmas Berry Moth war ihm bekannt. Er wüsste jetzt aber auf die Schnelle nichts von Befallsschäden in Südfrankreich.

    Hier in D aktuell keine Probleme mit diesem Tierchen.

    Pobleme sind allerdings zu erwarten mit der "Amerikanischen Rebzikade". Im Mittelmerraum seit einigen Jahren sehr aktiv finden sich, begünstigt durch die Klimaerwärmung, erste Befälle jetzt im Elsaß und Österreich. In Deutschland ist es nur noch eine Frage der Zeit.

  • Guten Morgen,


    ich bin mal gespannt wie sich das in Zukunft entwickeln wird. Fakt ist, wir werden diese Schädlinge nicht aufhalten können bzw. wir werden uns damit arrangieren müssen. Genau wie die um 1860 eigeschleppte Reblaus, werden auch andere uns noch unbekannte Schädlinge nur mit direkten oder indireketen Bekämpfungsmaßnahmen, in schach zu halten sein. Wie diese aussehen, ist noch ungewiss. Man hat ja in den letzten 30 Jahren mit der Pheromonbehandlung über kleine im Weinberg verteilten Ampullen den größten tierischen Schädling, außer die Reblaus, den Traubenwickler ganz gut bekämpfen können. Eines der Hauptziele war ja mit der Pheromonbehandlung, auch die Insektiziede die am gefählichsten für Menschen Tiere und andere Nutzinsekten sind, aus dem Weinbau zu verbannen. Ich sehe da leider wieder den Tag kommen wo dieser Mist wieder eingesetzt werden muss, um die ungebetenen "Gäste" unter Kontrolle zu halten.

    Naja ein gutes Glas Wein, egal ob von Korsika oder aus Deutschland, trinken wir halt alle gerne und ein leben ohne guten Wein?? Für mich undekbar...


    Gruß


    Kai

  • Naja ein gutes Glas Wein, egal ob von Korsika oder aus Deutschland, trinken wir halt alle gerne und ein leben ohne guten Wein?? Für mich undekbar...

    ... aber Hallooo ... ja :prost_02: ...


    Die amerikanische Rebzikade scheint ein ziemlich widerstandsfähiges Getier zu sein oder besser gesagt der Erreger den sie überträgt.

    Die Rebzikade ist nicht ein direkter Schädling .

    Sie überträgt jedoch einen Erreger, weiß jetzt nicht wie der genau heißt, auf die Rebe. Dieser Errger nistet sich, so hab ich es verstanden, in die Zellstruktur der Rebe ein.

    Deutsche Bezeichnung für die Erkrankung: "Goldgelbe Vergilbung ..."

    Frisch geschlüpfte Zikaden sollen Erregerfrei sein. Durch saugen an der Rebe wird der Erreger wieder aufgenommen und weiter verbreitet.

    Zur Bekämpfung werden Pheromone eingesetzt, mit wohl nicht ganz überzeugender Wirkung. So erfolgt in aller Regel bei Befallserkennung die Spritzung eines Pflanzenschutzmittels bzw. die sofortige Rodung erkrankter Reben.

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