Ich unternehme seit 2007 beinahe jährlich in den Sommermonaten selbst organisierte Rennradreisen nach Korsika und möchte für alle Interessierten meine Erfahrungen schildern. Vielleicht kann ja die eine oder der andere von einzelnen Aspekten profitieren. Sollten sich falsche Schreibweisen von Ortsnamen eingeschlichen haben, bitte ich dies zu entschuldigen. Genauere Infos über die meisten erwähnten Anstiege (Fotos, Steigungsprozente, Wegbeschreibung, weitere Charakteristiken) finden sich auf der Seite http://www.quaeldich.de unter Pässe/Region Corse.
Detaillierte Infos über die CPs finden sich auf den Campingverzeichnissen von paradisu.ch.
Für Rückfragen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung.
Ausrüstung: Ich besitze ein Mittelklasse-Rennrad, der Rahmen ist aus Alu, die Schaltung hat vorne 50/34 und hinten von 12 bis 27 (das reicht für die allermeisten Steigungen auf Korsika aus.) Für mein Gepäck habe ich einen Gepäckträger mit einer Traglast von ca. 15 Kilo (ich hab aber immer etwas mehr drauf), der mit einem Schnellspanner an der Sattelstütze befestigt wird. Den Gepäckträger kann ich problemlos entfernen und dann habe ich ein ganz normales, leichtes und bergtaugliches Rennrad. Dazu kommen zwei Vaude-Radtaschen. Ich reise mit einem zwei-Personen-Zelt und recht umfangreicher Kochausrüstung.
Anreise: von meiner Heimatstadt Berlin geht ab Tegel ein Direktflug von eurowings nach , bei dem Radtransport möglich ist (pro Weg betragen die Kosten 50 Euro). Zuletzt habe ich das Rad in eine Radtransporttasche von VAUDE verpackt. Ein Problem ist die Lagerung der Tasche auf Korsika. Einige Male konnte ich die Tasche bei Hertz oder Europcar direkt am Flughafen einlagern, das wird aber seit drei Jahren dort abgelehnt. Ich fahre also mit dem gesamten Gepäck zum ersten (zuletzt war es Europa Beach) und bitte dort um Aufbewahrung, was in aller Regel problemlos gewährt wird. Die Fahrt mit der Tasche auf dem Gepäckträger ist allerdings etwas nervig.
Wetter/Verpflegung: wie wir alle wissen, kann es auf Korsika sehr heiss werden und daher ist es zwingend erforderlich, für genügend Flüssigkeit zu sorgen. (Ich führe immer zwei Trinkflaschen a 1 Liter mit.) Manchmal findet man auch Quellen am Straßenrand, aber a) sollte man sich nicht drauf verlassen und b) lieber am Wegesrand Flaschenwasser kaufen. Und auch das Essen nicht vergessen: Bananen, Müsliriegel, Energie-Riegel sind hierfür meine bevorzugte Wahl.
Rumreisen: auf Korsika reise ich dann mit Gepäck von zu , baue mein Lager auf und unternehme dann mit dem Rad Touren im Umkreis des jeweiligen . Ich liste nun einmal verschiedene Standorte und Touren auf.
Camping l'Esperanza - der Camping ist seit neuer Bewirtschaftung leider nicht mehr empfehlenswert.
Touren:
- über die Etang-Strasse zur T11 und dann weiter nach - Achtung: sehr viel Verkehr auf der T11, in an der Abzweigung D264 (hinter der Esso-Tankstelle) in die Avenue de la Liberacion wechseln, sonst fährt man in den Tunnel, der für Fahrradverkehr (sinnvollerweise) gesperrt ist
- über den Col de Sankt Stefano (Anfahrt nach Biguglia nicht über T11, sondern parallel zum Beispiel über D407) nach St.Florent oder Murato oder Col de Bigorno (Nordauffahrt)
- über den Col de Campo auf der Höhenstraße ebenfalls zum Col de Bigorno (Südauffahrt)
Camping Europa Beach - einfacher Camping direkt am Strand, ausserhalb der Hochsaison mit schönen Stellplätzen, in der echten Hochsaison Mitte Juli-Mitte August sehr voll und im hinteren Teil recht staubig.
Touren:
- in die Castaniccia (Olmo, Loreta di Casinca, Silvarecchio, La Porta, Penta di Casinca, Orezza-Quelle, Col de Pratu (Südauffahrt) - aufgrund der schönen Bewaldung ist die Castaniccia selbst an heissen Hochsommer-Tagen sehr schön zu befahren. Der Autoverkehr hält sich in Grenzen und daher ist geruhsames Fahren möglich. In der Castaniccia kann der geneigte Radfahrer allein 7-10 wunderbare Radtage verleben.
- über die T10 bis Aleria - leider ist die Straße immer sehr voll und daher kann ich das als reine Rennradtour nicht empfehlen.
Camping Campu Serenu (Nähe Ghisonacchia) - ein Camping a la ferme, preisgünstig, recht ruhig, einfach ausgestattet, aber ausreichend. Fernab vom Trubel des Strandlebens. Dennoch sind zwei schöne Strände mit dem Rad in ca. 20 Minuten erreichbar (ca. 4km)
Touren:
- nach Prunelli-di-Fiumorbo - 500 Höhenmeter rauf ins Dorf, traumhafte Aussicht auf die Ebene
- über Ghisoni zum Col de Sorba (Südauffahrt) oder Col de Verde (Nordauffahrt) - wunderbar
- auf den Col de Bavella (Nordauffahrt) - etwas langwierig und wegen der Flußbadestellen an der Solenzara in der Hochsaison volle Straßen - aber die Tour ist dennoch ein Muss
Camping Campita (Francardo) oder Camping Tizarella (unteres Asco-Tal) - beide Campings nicht überlaufen und mit Flußbadestellen (Golo bzw. Asco) - Einkaufen allerdings nur im jeweils 8km entfernten Ponte Lecchia
Touren:
- zum Col de Vergio (Ostauffahrt) über Scala di Santa Regina und Calacuccia - man braucht etwas Geduld wegen der Länge - aber absolut lohnenswert wegen der Regina-Schlucht und Ausblicke ins Niolu-Tal
- nach Haut Asco über Asco - sehr anspruchsvoll, gegen Ende mit harten Steigungsprozenten - aber dieser Anstieg gehört zu meinen Top 3 auf Korsika
- vorbei an den Popolasca-Felsen - verschiedene Auffahrten möglich, alle mittelschwer, alle toll
- zum Col de Pratu (Westauffahrt über Ponte Lecchia) - landschaftlich nicht so umwerfend, dennoch zu empfehlen
- zum Col de Pratu (Südauffahrt über Gavignano/Castineta) - herrlich stille Straßen, traumhafte Ausblicke
- über San Lorenzo und Bustanico nach und über Castirla zurück - hier kann man ordentlich Höhenmeter sammeln und das einsame Hinterland der Inselmitte erkunden
- auf der RT301 auf den Col de San Colombano (Südauffahrt) - die RT301 ist eine meiner Lieblingsstraßen auf Korsika - kaum befahren, von Kühen bevölkert, mit mässiger Steigung geht es in endlosen Kurven hinauf auf den Pass, erst am Ende etwas steiler, wunderbar entspannend. Achtung: kein Schatten, im Hochsommer nicht am Mittag fahren
Camping Chez Barto () - solider Platz, pittoreske Terrasse, schöne Flußbadestelle ganz in der Nähe
Touren:
- Restonica, einfach grandios. Weiter oben mit superschweren Steilstücken, aber ich liebe diese Auffahrt. Man braucht bißchen Glück mit dem Verkehr, am besten sehr früh losfahren.
- über Venaco und Vivario zum Col de Sorba (Nordauffahrt) - auf der T20 oft viel Verkehr, hinter Vivario herrlich ruhig und kontemplativ
- über Noceta nach Vizzani und dann einfach die D343 langfahren und geniessen
Camping Paradella (nähe ) - fernab vom Trubel der Stadt ein solider Camping
Touren:
- nach Galeria/ins Fango-Tal/auf den Col de Palmarella (Nordauffahrt) über Col de Marsolino - bißchen Kraft für den Rückweg aufsparen, der Col de Marsolino ist auf der Südseite gegen Ende echt steil
- in den Foret de Bonifatu - toll
- über zur D81B - grandiose Küstenstraße, grauenhafter Belag: rauh, Schotter, Schlaglöcher - Ersatzschlauch nicht vergessen
Camping Les Chlos de Chenes (nähe Lozari): schöner Camping, recht groß, wenn er nicht voll ist, ist er wunderbar ruhig, zum tollen Strand von Lozari ist es nicht weit
Touren:
- über Palasca (hin) und Belgodere (zurück) auf den Col de San Colombano
- oder statt über Belgodere zurückzufahren auf die D963 abbiegen und über Olmi Capella auf den Col de Battglia (Südauffahrt) und dann über Speloncato zurück. Vorsicht: die letzten Kilometer sind supersteil und der Belag auf der Abfahrt nach Speloncato ist grauenhaft. Die Aussicht vom Pass ist allerdings einzigartig.
Camping d'Olzo (nähe St.Florent) oder Camping U Sole Marinu (nähe Patrimonio) - gute Campings, recht gut besucht, der U Sole Marinu ist wunderbar ruhig
Touren:
- Westküste Cap Corse, bis Nonza, Pino, Centuri Port - einfach mal schauen, wie weit es geht, alles herrliche Strecken, grandiose Aussichten
- in die Desert de Agriates auf den Bocca di Veccu
- über Oletta auf den Col de San Stefano und weiter über Murato auf den Col de Bigorno (Nordauffahrt) - zwischen Murato und dem Col de Bigorno ist da kaum jemand, entspannende, kontemplative Ruhe - wenn dann noch Energie vorhanden ist, zurück zum Kreisverkehr Col de San Stefano und dann auf der D62 über Rapale nach St. Florent - und herrliche Ausblicke aufs Nebbiu geniessen
- über Patrimonio auf den Col de Teghime (Westauffahrt) - auf der Passhöhe grandioser Ausblick auf den Etang de Biguglia
Standort Porto - nur mit dem Rad nicht gut zu erreichen, ich war dort mit einem Freund mit Auto und Rennrad. Es gibt zahlreiche Campings, alle mit Vor- und Nachteilen. In der Hochsaison ist es dort wirklich richtig voll und von Nachtruhe kann kaum die Rede sein.
Touren:
- über die Küstenstraße zum Col de Palmarella (Südauffahrt) - atemberaubende Aussichten
- über Evisa auf den Col de Verghio (Westauffahrt) - viele Höhenmeter, aber moderat verteilt
- in die Calanche-Felsen - eine kurze Tour, die man in eine anspruchsvolle lange verwandeln kann, wenn man von Piana über Cargese nach Sagone fährt und dann über Vico auf den Col de Sevi (Südauffahrt). Achtung: dieser Berg ist am Ende sehr sehr steil.