Hallo liebe Korsika-Fans,
ich habe hier schon mal ein Thema aufgemacht, wobei es um die seit Wochen sehnsüchtig erwartete erste Reise für kleines Geld, mit meiner Freundin und Camper (VW Transporter) auf Korsika gehen sollte. Wir haben unfassbar viele Tipps und Unterstützung von euch bekommen und diese auch in unsere Planung einfließen lassen. Daher bedanke ich mich schon mal vorab vielmals an all diejenigen, die sich für uns zu Wort gemeldet haben. Die vielen interessanten Infos von euch über die Insel findet man hier: Um Korsika reisen mit einem Studentenbudget
Wie der Titel schon vermuten lässt, haben wir es nicht auf die Insel geschafft. Wir waren sehr gut darauf vorbereit, wenn nicht gar fast zu gut. Wie schon erwähnt, wir freuten uns sehr darauf und planten früh alles mögliche.
Am Abreisetag (30. Juli) waren wir 6 Stunden im vollgepackten Camper unterwegs Richtung Genua, wo uns am nächsten Morgen die Fähre nach Korsika hätte erwarten sollen. Den größten Fehler, den ich mir selbst nie verzeihen werde, ist der, dass ich vorgeschlagen habe wir könnten einen kurze Pause in Mailand machen, da es auf dem Weg lag. Also fuhren wir mitten in die Stadt rein. Da mir die großen Städte sowieso nicht geheuer waren, dachte ich der beste Parkplatz für das Auto wäre an einer stark befahrenen vierspurigen Straße mit vielen Menschen drum herum. Diese lag etwa 1 KM vom Stadtkern entfernt und heißt "Foro Buonaparte"... An den Scheiben hingen Vorhänge. Man konnte kaum in das Auto sehen.
Keine zwei Stunden befanden wir uns in der Stadt, machten Fotos, aßen italienisches Eis und tranken italienischen Kaffee. Voller Vorfreude und immer noch in Urlaubsstimmung machten wir uns um 19 Uhr zurück zu unserem Auto. Dann kam der Schock. Die Fahrerseitenscheibe war eingeschlagen, die Fahrertür offen. Ein Polizist (oder Politesse) war an unserem Auto, er konnte uns jedoch mangels Englischkenntnisse nichts sagen und war auch schnell weg.
Im Auto merkten wir, dass mein Tablet und von meiner Freundin drei Rucksäcke weg waren. Der Schock war dann noch viel größer als uns bewusst wurde, dass all ihre Papiere dort drin waren.
Jetzt wussten wir nicht weiter. Wir wusste nicht ob wir überhaupt noch auf die Fähre kommen, oder den Weg noch nach Genua ohne Scheibe schaffen oder gar erst aus der Parklücke rauskommen, da der Boden voller Glasscherben war.
Auch die Polizisten am Telefon konnten nur brüchig Englisch sprechen und wollten keine Streife vorbeischicken. Deshalb hab ich mich um 20 Uhr auf zur nächsten Polizeidienststelle gemacht und 2,5 Kilometer gejoggt. Auch dort hat man uns abgewiesen, denn sie seien "nicht zuständig" (?!). Auf dem Rückweg verfolgte ich nach Hilfe schreien mit den Armen wie wild wedelnd eine Polizeistreife. Diese ignorierte mich gekonnt und wurde erst nach gut 1/2 Kilometer von einer Straßenbahn zum anhalten gezwungen. Auch diese beiden Polizisten wiesen mich ab, denn sie hätten "wichtigeres" zutun, dabei befanden sie sich nicht mal im Einsatz!
Zurück am Auto warteten wir auf den Abschlepper und eine Kehrmaschine, die aber nie kam. Uns passierten während diesen 3 Stunden hunderte bis tausende Passanten. Keiner von ihnen hielt an. Niemand bot Hilfe an oder fragte was los sei. Und die Menschen, die ich um Rat fragte, interessierte es auch nicht...
So kehrten wir die Straße selbst mühsam auf (ein paar Autos hatten sich schon platte Reifen geholt, super!) und machten uns um 22 Uhr auf eine andere Polizeiwache.
Diese war komplett überfüllt und wie man es von den Italienern kennt, langsam. So waren wir dort für Stunden festgesetzt. Hier lernten wir drei Fälle kennen, denen es an diesem Abend ähnlich schlimm wie uns widerfahren ist.
Fall 1: Einem deutschen Pärchen, Anfang 20, wurde ebenso die Scheibe eingeschlagen und Wertgegenstände aus dem Auto gestohlen. Sie parkten in einer Nebengasse.
Fall 2: Einer französischen Mutter und Tochter wurden Mitten in Mailand das Auto samt Wohnwagen gestohlen, KEIN WITZ!!!
Fall 3: Zwei sehr junge deutsche Männer, wahrscheinlich gerade 18 geworden und hilflos wirkend, wurden im Park überfallen, mit einem Messer bedroht, wobei einem von beidem fast der Bau aufgeschlitzt wurde.
Mit diesen Menschen und vielen weiteren warteten wir bis um 4 Uhr, um am Ende einen lächerlichen DIN A4 Bogen zu erhalten, auf dem wir den Vorfall nur grob Schildern konnten. Keine Anhörung, keine Detailaufnahme, keine Hilfe, NICHTS!
Wir waren zu diesem Zeitpunkt schon richtig fertig mit den Nerven, aber entschlossen es trotzdem in Genua zu versuchen. Doch wir hatten immer noch ein offenes Fenster und 150 Km Fahrt vor uns. Und so machte ich die einzig positive Erfahrung an diesem Abend mit einem Mailänder. Ein Barbesitzer zeigte uns um 3 Uhr nachts sein Erbarmen, als er unsere Geschichte hörte und schenkte uns eine Rolle Frischhaltefolie. Mit dieser umwickelten wir die offene Scheibe.
Mit Tempo 60 ging es dann auf die Autobahn und nach 4 Stopps, um die Folie immer wieder nachzubessern und über 2 Stunden waren wir um 6 Uhr Früh angekommen. Gerade rechtzeitig für die Fähre.
Wie hätte es auch anders kommen sollen. Alles bibbern und hoffen hat nichts gebracht. Sie ließen uns nicht auf die Fähre, da der Personalausweis meiner Freundin gestohlen war. Für Ersatzpapiere war es zu spät.
Wochenlange Vorbereitungen und Vorfreude wurden auf einen Schlag zerstört. Wir beide hatte nach 24 Stunden ohne Schlaf eine unserer schlimmsten Nächte durchgemacht und waren am Boden.
Was ich euch hiermit sagen möchte, da ich und wahrscheinlich viele andere davor nichts davon wussten: MAILAND IST GEFÄHRLICH!!! Bleibt bei Möglichkeit fern davon!!!
Ich habe noch nie eine derart schlechte Erfahrung mit einer Stadt, seinen Bewohnern und der Polizei gemacht. Es kam mir vor als seien alle Menschen dort gegen uns gewesen. Kein Interesse für einen, keine Empathie, keine Unterstützung in keinster Weise. Ich kann bis heute nicht fassen wie mit uns umgegangen wurde, und hatte daher einige Zeit zum verarbeiten gebraucht.
Ich möchte nur davor warnen eine Reise nach Mailand oder in einer der anderen größeren Städte Italiens (Genua, Bologna, Florenz, Rom) zu machen und zu meinen es wird schon alles gut gehen. NEIN, denn das was dort drüben mittlerweile Abläuft ist organisierte Kriminalität, wie es mir einige Polizisten versicherten. Seit einigen Jahren scheinen sich dort vermehrt Banden zu bilden, die es auf organisierten Raub abgesehen haben. Auf Autos, Handtaschen und wenn es sein muss auch mit Gewalt gegen Menschen!!!
Was wir dort erleben mussten war keine heile Welt mehr. Ich musste mich eher noch wundern, dass diese Stadt noch in Europa liegen will...
Mailand und generell Italien sollte sich über diese Zustände schämen.
Ich entschuldige mich, wenn ich hier etwas Dampf abgelassen habe. Mit diesem Thema hier möchte ich dennoch bewirken, dass mehr Menschen über diese Gefahren in Italien bescheid wissen. Der ein oder andere wird sicherlich auch für die nächste Korsika-Reise durch dieses Land müssen.
Für mich war's das jetzt erst mal die nächsten Jahre mit Italien.
Im nächsten Jahr möchte ich einen zweiten Versuch nach Koriska unternehmen, dann aber mit Flugzeug und Leihwagen. Das ist sicherer