Ethische Aspekte einer Urlaubsreise im Jahr 2022

  • Ich kann's ja mal anders formulieren: Unterstützen wir mit unserem Urlaub die Gewalt gegenüber dem französischen Staat und damit gegenüber den Vertretern des Staates in Form von z.B. Beamten und Politikern? Wenn ja: ist dies ethisch vertretbar?

    Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Unterstützen wir mit unserem Urlaub die Gewalt

    Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Tourismus in diesem Konflikt eine Rolle spielen könnte. Je nachdem, wie der Tourismus konkret instrumentalisiert würde, könnte das selbstverständlich auch ethisch bedingte Konsequenzen für unser Urlaubsferhalten erfordern.

    • Offizieller Beitrag

    Ist es ethisch vertretbar durch unser Fernbleiben den vielen Korsen ihre oft einzige Einnahmequelle zu nehmen?

    Ich meine, jeder sollte sich persönlich hinterfragen was für ihn oder sie vertretbar ist. Genau dieser Denkprozess ist ja das was uns weiter bringt. Da hapert es nämlich. Und das war auch ursprünglich mit Urlaub gemeint! Urlaub vom aktiven Denken und bewussten Handeln.

  • Hallo, nach der US- Invasion im sind mehr als 500000 Tote zu beklagen. Die Saudis bombardieren regelmäßig Jemen

    Auf dem Weg zum Mittelmeer sterben in Afrika mehr Flüchtlinge als auf dem Meer. Was will uns also Milupa wirklich sagen???

    Rechnen muss man mit einigen Millionen Ukrainer. Einziger Grund nicht

    zu fahren wäre Angst, dass nach dem Urlaub das eigene Haus okupiert ist. (..)


    Werner

  • Einziger Grund nicht

    zu fahren wäre Angst, dass nach dem Urlaub das eigene Haus okupiert ist. (..)

    Hallo Werner,

    bei allem Verständnis für deine angeführten Beispiele, aber beim letzten Satz hast du ganz offensichtlich das Gehirn ausgeschalten. Hast du mal in die Augen so eines "Okupantenkindes" geschaut, wenn du ihm ein Spielzeug in die Hände drückst, weißt du, wie es sich anfühlt, wenn die "Okupantenmutter" dieses Kindes nicht weiß, wie sie ihre Dankbarkeit für ein gebrauchtes Bett und ein paar Stühle ausdrücken soll und wie es sich anfühlt, wenn sie dir sagt, dass alle Männer ihrer Familie in der Ukraine geblieben sind, um ihr Land zu verteidigen und sie seit Tagen keinen Kontakt mehr zu ihrem Mann hat?

    Manchmal ist es es besser, einfach die Kl.... zu halten.


    Gruß

    Mario

  • bei allem Verständnis für deine angeführten Beispiele, aber beim letzten Satz hast du ganz offensichtlich das Gehirn ausgeschalten.

    Nein, ich glaube nicht. Das ist die feste Überzeugung derer, die den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben, weil sie meinen, ihr Hab und Gut wäre noch gar nicht in Gefahr.

    Auch Putin hat sein Gehirn nicht ausgeschaltet, er benützt es nur auf eine Weise, die wir uns nicht vorstellen können.

    Das Grundprinzip ist immer wieder das gleiche. Man kämpft solange mit allen einem zur Verfügung stehenden Mitteln für die Stabilität des eigenen Weltbildes, bis einen eine Katastrophe dazu zwingt, es zu verändern. Für eine möglicherweise kontrollierte Veränderung unter möglichst weitgehender Rettung des Bestehenden ist es dann meist zu spät.

    Oben habe ich es geschrieben und hier wird es prompt explizit bestätigt: Erst wenn das eigene Umfeld durch physische Gewalt bedroht ist wäre man eventuell dazu bereit, den Ernst der Lage anzuerkennen und ein Umdenken in Erwägung zu ziehen.

  • Und das "Umdenken" hätte dann welche Konsequenz?

    Wenn man das vorher schon wüsste, wäre es kein Umdenken in dem Sinne, den ich meine.

    Also nicht Umdenken im Sinne eines Umschweken auf eine bestehende, nur noch nicht gewählte Alternative.

    Sondern ein Umdenken, das die Schaffung neuer, bisher unbekannter Alternativen ermöglicht.

  • wieder mal ein guter Artikel von Sascha Lobo.

    Zitat aus dem Artikel, das mein Anliegen im Kern trifft:

    "Wenn Deutschland eine vermeintlich gute Opportunity für sich entdeckt, ist eigentlich alles andere egal. Um mich herum die Sintflut. Sogar das wäre, Stichwort Realpolitik, vielleicht noch irgendwie nachvollziehbar, aber Bigotterie wird daraus, indem man das Gegenteil behauptet, dass also Moral wichtiger sei als Exporterfolg und billige Energieversorgung. Im Fall der Öl-, Kohle- und Gas-Importe sind die Folgen der über Jahre von den Regierungen Merkel zementierten Russland-Abhängigkeit besonders katastrophal."


    Das hat Sascha Lobo aus meiner Sicht sehr zutreffend formuliert.


    Eine Form dieser Bigotterie wird tendenziell bei der Diskussion unseres Themas offensichtlich: Wenn man nicht einfach zugibt, dass einem der Urlaub unangreifbar zustehen würde und einem alles Andere egal sein darf, sondern zusätzlich auch noch den Eindruck erwecken will, dass dieses Verhalten Ausdruck einer ethisch korrekten Haltung wäre, die man für sich wie selbstverständlich in Anspruch nimmt.


  • Sondern ein Umdenken, das die Schaffung neuer, bisher unbekannter Alternativen ermöglicht.

    Das ist mir alles zu abstrakt, zu philosophisch, letztlich sinnlos. Am Ende der Diskussion (da sind wir aus meiner Sicht längst angekommen) weiß niemand mehr um was es eigentlich ging (und geht).


    Ich sag's deshalb mal mit Heinz Rudolf Kunze:


    Ich geh meine eigenen Wege,
    e
    in Ende ist nicht abzusehn,
    eigene Wege sind schwer zu beschreiben,
    sie entstehen ja erst beim Gehn.


  • Hallo die (...) habe ich zum Nachdenken gesetzt, was nicht jeder hier wirklich bedacht hat. Gerechnet wird mit 10 Millionen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Erfahrungsgemäß kommt ein nicht unerheblicher Teil nach Deutschland. Bevorzugt der Westen und große Städte. Schon jetzt sind Fahrzeugkolonnen bei mir auf der A4 gen Westen unterwegs. Heißt für mich: Die ganzen Privatinitiativen n Ehren. Es braucht aber ganz andere Handlungsansätze. Sonst werden wir schlicht und einfach überrollt. Und damit ist niemand gedient.

  • Das ist mir alles zu abstrakt, zu philosophisch, letztlich sinnlos.

    Ohne das "zu" und "letzlich sinnlos" stimme ich dir zu.


    Ich galube auch, dass ich etwas überschätzt habe, was in einem Forum, oder speziell in diesem Forum, weil es hier ja für Foren ungewöhnlich gesittet zugeht, möglich sein könnte.


    Ich wäre als Threaderöffner auch nicht böse oder beleidigt, wenn ein Administrator die Entscheidung treffen würde, den Thread zu schließen, um vielleicht jemandem anderen die Chance anzubieten, das Thema aus einer anderen Perspektive und möglicherweise etwas konkreter aufzugreifen.


    Trotzdem danke für die Beiträge, für mich und die Weiterentwicklung meines Weltbildes waren sie jedenfalls nicht ganz uninteressant.

    • Offizieller Beitrag

    Nein, ich finde es wirklich bemerkenswert wie hier diskutiert wurde und wird. Für mich ist es gewinnbringend und anregend.

    Bitte lasst uns weiter diskutieren!

  • Werner Peters

    Hallo Werner,

    ich stimme dir zu, wenn du andere Handlungsansätze forderst. Akut nützen die den Menschen aber nichts. Denen ist gerade auch vollkommen Wurst , ob und wie wir in den Urlaub fahren. Sie sind einfach dankbar dafür, dass ihnen geholfen wird - ganz unbürokratisch ob privat oder von Kommunen. Das freut mich umso mehr, als dass das auch hier in Sachsen so geschieht, da man den neuen Bundesländern gern mal den pauschalen Stempel der Fremdenfeindlichkeit aufdrückt. Ich finde es in diesem Zusammenhang auch zumindest unangebracht, von okupieren zu reden.

    Ich möchte jetzt auch gar nicht darüber philosophieren, warum aktuell die Hilfsbereitschaft so groß ist. Wichtig ist, daß es so ist. Ich zitiere Mr. Bricolage "Es gibt nichts Gutes außer man tut es".

    Ich weiß nicht,wo an der A4 du wohnst, ich arbeite unmittelbar an dieser Autobahn und befahre sie beruflich auch oft. Ganze Fahrzeugkolonnen, von denen sich eine ukrainische Flüchtlingsbewegung gen Westen ableiten lässt, haben weder ich noch meine Kollegen bisher wahrgenommen. Natürlich sieht man ab und an ein Fahrzeug mit ukrainischen Kennzeichen, aber vielleicht hat sich auch die Wahrnehmung nur geändert.

    Der Großteil der Flüchtlinge hier kam mit dem Bus an, bestenfalls mit einer kleinen Reisetasche.

    Zu den aktuellen Flüchtlingszahlen hier eine Info. Bitte komplett lesen, da auch gewisse rechnerische Diskrepanzen erklärt werden.

    Unabhängig von unserem Urlaub, aus welcher Perspektive man ihn auch betrachtet und welche Deutung man dem Wort zukommen lässt, sollte es uns doch allen nicht schwer fallen, etwas von unserem Wohlstand zu geben (ich sage bewusst NICHT opfern), um Menschen zu helfen, die jetzt akut Hilfe benötigen.


    VG

    Mario

  • Zitat aus dem Artikel, das mein Anliegen im Kern trifft:

    "Wenn Deutschland eine vermeintlich gute Opportunity für sich entdeckt, ist eigentlich alles andere egal."


    ersetze "deutschland" durch " der mensch" und ich stimme uneingeschränkt zu.

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