Unser Mario L`Breizh au coeur kann zu beiden Themen sicherlich schlauer kommentieren.
Hallo Ernest,
das ist aber schon eine sehr optimistische Vermutung, liegt doch mein berufliches Tätigkeitsfeld mehr in der Reinigung des Mediums. Aber ich will dann mal versuchen, etwas Brauchbares nach meinem Wissensstand beizutragen.
Grundsätzlich hat ja wohl Korsika eher ein Problem mit der Grundlage des Trinkwassers. Mir ist im letzten Jahr aufgefallen, dass an den östlichen Berghängen im Juni in den entsprechenden Höhen noch Schneefelder vorhanden waren, an den westwärts gerichteten Hängen nicht. Auf unserer Wanderung vom Col de Verde zur Bocca D`Oru querten wir - bis auf ein mickriges Rinnsal - nur ausgetrocknete Bäche. Die Strecke zieht sich an der Westseite der Punta Bocca dell `Oro entlang.
Bei meiner Wanderung von der Skistation Ghisoni über den Grat von Monte Renoso, Punta Orlandino und Monte Torto zu den Pozzis habe ich nur oberhalb des Lac de Bastani und auf der Ostseite des Grates der Punta Scaldasole größere Schneefelder gesehen, einzelne noch oberhalb der Pozzis auf der Bocca della Calle.
Auf dem Rückweg über den GR 20 auf der Ostseite des Gebirgszuges musste ich einige ziemlich viel Wasser führende Bäche queren. Daraus könnte man jetzt vermuten, dass die Ostseite der Insel durch das langsamere Abschmelzen des Schnees - so vorhanden - immer noch etwas mehr Wasser abbekommt. Wie das weiter südlich oder am Kap aussieht, kann ich natürlich nicht sagen. Da spielen ja auch noch geologische Faktoren wie Versickerungsfähigkeit der Gesteinsarten in den Bergen eine Rolle. Jedenfalls hat Korsika ähnliche Probleme - nur jetzt schon - wie die Alpen sie bekommen mit ihren immer weiter abschmelzenden Gletschern und Schneefeldern, welche ja ebenso für die Wassergewinnung gebraucht werden.
Mich verwundert etwas, dass zumindest Teile der korsischen Bevölkerung nur geringe pauschale Wassergebühren zahlen. Das mag dort logisch erscheinen, wo etwa die Kommune eine Wasserleitung aus den Bergen gezogen hat und keine oder kaum Kosten für eine Aufbereitung entstehen. Zum Wassersparen lädt das aber nicht ein und entspricht auch nicht der europ. WRRL, welche vorgibt, das kostendeckende (auch Umwelt- und Ressourcenkosten) - und nach dem Verursacherprinzip angemessene Wasserpreise zu erheben, die idealerweise auch noch Anreize zum Wassersparen erbringen.
In wieweit man alte Zisternen wieder ertüchtigen kann, weiß ich nicht - zumindest als Brauchwasser macht das schon Sinn. Aber wo kämen beim immer akuteren Niederschlagsdefizit vor allem im Winter die Quellen dafür her? Und Oberflächenwasser gibt es ja dann auch weniger. Bei den vielen frei laufenden Tieren würde das als Trinkwasser ohne eine aufwendige Reinigung und Desinfizierung auch nicht in Frage kommen.
Eine Meerwasserentsalzung macht, wie Schorschi schon richtig sagte, nur mit Strom aus regenerativen Quellen Sinn, da es sehr energieaufwendig ist. Das Wasser muß vor der Entsalzung mehrfach gefiltert und danach remineralisiert werden. Israel erzeugt damit allerdings mittlerweile wohl einen Großteil seines Trinkwassers. Der nächste Aspekt in energetischer Sicht - Korsika ist ein Gebirge im Meer - das an der Küste gewonnene Wasser müsste mit Hochleistungspumpen in Hochbehälter oberhalb der Dörfer gepumpt werden.
Kurzfristig würde wohl nur die Einsicht zum Wassersparen etwas bringen. Wie wasserintensiv die Landwirtschaft auf Korsika ist, kann ich nicht beurteilen, wage aber zu bezweifeln, dass sie ähnliche Auswirkungen hat, wie in den Gewächshauswüsten Südspaniens.
Sicher ein großer Wasserverschwender ist der Tourismus, gerade in den Hotels und Ferienanlagen. Dort wird ein Vielfaches an Wasser pro Kopf verbraucht, als normalerweise. Zum massiven Verbrauch tragen u. A. Grünanlagen, Zimmerreinigung und auch Poolanlagen bei. Je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit können aus einem Pool mehr als 12l /m² am Tag verdunsten, das ganze Wasser, was am Körper mit "rausgeschleppt" wird nicht eingerechnet.
Langfristig wird man um einen anderen Umgang mit Niederschlagswasser - gerade was die Versickerung und damit Grundwasserspeicherung - angeht nicht umhin kommen. Ähnliche Überlegungen werden mittlerweile z.B. in Berlin/Brandenburg angestellt, gerade was die Sommerniederschläge anbelangt. Mit den nicht mehr achtlos abgeleiteten Niederschlägen kann man über Verdunstung einen Kühleffekt erzielen und die ohnehin immer weiter sinkenden Grundwasserstände etwas entlasten.
Das wäre auf Korsika zumindest im Bereich der Städte eine Möglichkeit.
Aber das ist alles graue Theorie und den entsprechenden Fachleuten bekannt. Entscheident ist, ob dazu der Wille da ist und die Bereitschaft, diese Kosten zu stemmen. Ansonsten "baden" den sorglosen Umgang mit dem kostbaren Nass sicher wieder die Falschen aus.
VG
Mario