Beiträge von nachtlichter

    Hallo wolfgang ,

    Interessant und emotional wird es eigentlich erst ab dem zweiten Mal.

    der Abschied von Korsika war schon jetzt ein sehr emotionaler - das kann nur noch schlimmer werden...

    Das Gefühl des Ankommens kenne ich auch sehr gut. Ich denke, wenn ich eines Tages, wenn der Touri-Hype wieder abgenommen hat (spätestens nach dem nächsten Vulkanausbruch) Island zum 3. Mal betrete, werde ich mich zu Hause fühlen. So wie auf Kreta. Und ganz besonders auf dem Festival Mediaval in Selb, nachdem wir dort unser Zelt aufgebaut haben und Mittelalterklamotten tragen. Und endlich wieder für ein verlängertes Wochenende in unser Paralleluniversum eintauchen und die ganzen Bekloppten, mit denen wir uns in den letzten Jahren angefreundet haben, wiedersehen.

    2010 hat mich L'île de La Réunion umgehauen, die ich allein erobert habe. Dorthin möchte ich auch zurück, aber leider oder vielleicht auch zum Glück ist der Indische Ozean sehr weit weg und es ist verdammt teuer, auf diese Insel zu gelangen.


    Korsika hingegen ist gut erreichbar, insbesondere mit Hilfe Deines Volotea-Tipps. Das verschlimmert die Virusinfektion natürlich erheblich.

    Fliegen ist praktisch; dennoch habe ich mir einen anderen Floh ins Ohr gesetzt. Ich habe große Lust, Korsika mit der Bahn zu erobern. Back to the roots sozusagen. Gestern in der Mittagspause habe ich das schon einmal einfach so ins Blaue recherchiert. Es ist nicht besonders teuer (wenn man früh genug bucht), mit dem Zug von Frankfurt nach Genua (Umsteigen in Mailand) zu fahren. Dann mit der Fähre nach :thumbupparty: und dann weiter mit dem korsischen TGV (train de grandes vibrations) :bhf: (https://cf-corse.corsica/) zunächst Richtung fahren, vielleicht in Algajola ein Quartier beziehen und dann von dort aus mit dem Pass Liberta 7 Tage lang , natürlich sowie das Inselinnere erkunden...

    Soweit mein grober Traum. Mich reizt es unglaublich, ganz anders als beim Fliegen den Weg zum Ziel unmittelbar zu erleben, mit dem Schiff anzukommen...

    Ich habe gestern schon versucht, meinen Filius, den Lokführer, anzufixen n///briid

    Vielleicht hat aber auch meine Freundin Lust dazu, das irgendwann einmal in die Tat umzusetzen. Oder ich fahre allein - auch sehr reizvoll.

    Auf jeden Fall macht es mir unglaublich viel Spaß, Reisen einfach mal so ins Blaue zu planen. Oft genug ist aus solchen Spielereien Realität geworden t===&


    Viele Grüße

    Regina

    Hallo Franziska, Moriani


    auch von mir ein herzliches Dankeschön für die tollen Berichte.

    Wenn man diese liest, kommt man aus dem Schmunzeln nicht mehr raus. Ich habe Euch geradezu bei allem irgendwie über die Schulter geschaut und war förmlich dabei.

    Das freut mich unsagbar, gerade weil ich mit meiner Schreibe polarisiere. Es gibt genug Zeitgenossen, die damit ein Problem haben :-)


    An den Großstadtdschungel habe ich mich noch nicht wieder gewöhnt - zu viele Menschen, zu viel Beton, zu viel Hektik, zu viel Lärm. Trotzdem mag ich Frankfurt. Aber es ist immer wieder gut, im Urlaub in wundervollen Gegenden Zuflucht zu finden und diese zu genießen. WIR KOMMEN WIEDER, Korsika. Das geht gar nicht anders.


    Liebe Grüße

    Regina

    Liebe Margarete,

    Danke Regina, für deine tolle Art, Berichte zu schreiben. Und für die ganze Mühe! Mario und auch die anderen haben es sehr treffend formuliert, wie du uns damit begeisterst.

    huch, ich werde noch ganz rot! So viel herzliches Feedback von Euch allen. Ich war gestern total geplättet davon! :mundtot:


    Ich fände es auch toll, wenn ich nicht mehr arbeiten müsste und mir vor Eintritt ins Rentenalter ein sehr gepflegter Wohlstand zulaufen würde, damit ich die meiste Zeit des Jahres mit Reisen und Schreiben verbringen könnte...

    Du hast unbedingt Recht. Korsika macht unersättlich!


    LG

    Regina, voll und ganz und gern infiziert

    Hallo Mario, L`Breizh au coeur


    Obwohl - Bilder von euch auf'm Rennrad hätte ich schon gern noch gesehen.

    Da hättest Du was zum Lachen gehabt. :phat: Früher, als ich noch jung (schön bin ich mit Schnorchel noch immer) und ordentlich verheiratet war, hatte ich ein Rennrad und konnte auch damit umgehen. Damals bin ich an der Costa Brava vom in Rosas mal eben nach Figueras gefahren und fand es dann doof, dass ich nicht ins Dalí-Museum konnte, weil ich das Rad nicht draußen allein lassen wollte. Heute fahre ich mit Herman, meinem etwas gediegeneren Trecking-Rad und das sehr gern, zumal ich kein eigenes Auto habe.


    Schön, dass ihr auch mal ohne Schnorchelausrüstung essen gewesen seid, funktioniert ganz gut oder?

    Das Trinken ohne Schnorchel war schwierig... :rofl:



    Also meine Gude (jetzt verfall ich mal ausnahmsweise ins Sächsische), vielen Dank nochmal und hoffentlich bleibst du uns hier erhalten.

    Nix zu danken, es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Ich muss ganz einfach schreiben, wenn mich etwas bewegt und das mache ich dann so, wie mir der Schnorchel gewachsen ist. 8)party:

    Und ich könnte und möchte mir nicht vorstellen, meinen Urlaub anders als ehrlich zu verbringen. Irgendwann im Lauf meines langen Lebens ist mir bewusst geworden, dass ich ganz allein dafür verantwortlich bin, was ich aus meinem Dasein mache. Und ich habe gelernt, dazu auch zu stehen. Wozu irgendwelche Tatsachen vortäuschen...? Viel zu anstrengend, insbesondere im Urlaub.


    Los werdet Ihr mich hier nicht so schnell. Schließlich muss! ich zurück nach Korsika und vorher wenigstens virtuell herausfinden, wohin genau und warum. Ich möchte hier noch soooooo viel lesen! :thumbupparty:


    Und vielleicht kann ich wirklich irgendwann einmal Stöckchen für Euren Dicken suchen und sie von ihm aus dem großen blauen Meer rund um Korsika retten lassen.


    Wir seh'n uns.


    Liebe Grüße

    Regina

    Zwischen den Welten - Teil 2


    Was mir zunächst nicht so richtig gelingen wollte, weil meine schon seit dem Hinflug präsente Erkältung nervte, so dass ich zwar unfreiwillig, trotzdem sinnvoll meinen Nasen-Rachen-Raum mit Salzwasser spülte und hustend und prustend versuchte, auf einem Stein auszuruhen. Leider war dieser sehr glitschig, ich rutschte ab und landete slapstickmäßig wieder im Wasser, was einen anderen Schnorchler zum Lachen brachte. Ich gackerte fröhlich mit und versuchte, den Schnorchel wieder an der Taucherbrille zu befestigen, als mir Ines auf die Schulter tippte und mich zum sofortigen Mitkommen aufforderte. Sie hatte einen Octopus gesehen und wollte mir diesen unbedingt zeigen. Ich wagte zwar zu bezweifeln, dass dieser nichts Besseres zu tun hatte, als auf die Audienz von zwei teilgebräunten Dickfischen zu warten, aber neugierig war ich doch und so folgte ich Ines. Und war wie kurz zuvor beeindruckt von den riesigen Schwärmen kleiner, grün glänzender Fischchen, die wir unter der Wasseroberfläche trafen, als wir uns dem Wohnzimmer des Tintenfischs zwischen großen Steinen näherten. Die Fische in den Schwärmen wurden größer und ich weidete mich an der submarinen Schönheit dieser Küste, während Ines den Octopus suchte – und ihn tatsächlich fand. Ich war hin und weg. Der Kerl sah genauso aus wie dieses bei Wikipedia geklaute Exemplar:

    https://upload.wikimedia.org/w…px-Octopus_vulgaris_2.jpg

    Begleitet wurde er von zwei größeren schwarz-weiß gestreiften Fischen. Das Schauspiel, wie er seine Fangarme ausstreckte, dabei seine Schwimmhäute zeigte und sich fortbewegte, bleibt unvergessen. Und auch seine Eskorte. Es sah fast so aus, als ob die Schwarz-Weiß-Gestreiften auf ihn aufpassten. Nach einiger Zeit war einer von ihnen verschwunden, der zweite jedoch blieb. Ich versuchte, mich so wenig wie möglich zu bewegen, um die Meeresbewohner nicht zu stören. Der Fischreichtum so nah am Strand von Algajola war überwältigend. So viele Arten hatte ich im Golf von Porto nicht gesehen. Ich paddelte daher nur ganz behutsam mit den Händen, um den Octopus nicht zu verlieren. Sein tiefsinniger Blick hatte etwas Melancholisches und meine Faszination war so groß, dass ich erst sehr spät bemerkte, dass ich längst fror. Egal! Schließlich signalisierte ich Ines, dass wir uns dann doch wohl von der Unterwasserwelt verabschieden sollten, denn schließlich hatten wir abends noch ein Date. Wir wärmten uns kurz am Strand in der Sonne wieder auf und schlufften dann ziemlich fix und alle zurück ins Hotel zwecks Duschen und Aufhübschen. Lumio und unser zweites L’Alba-Konzert warteten!


    Ich freute mich schon sehr auf das Konzert – und über den richtig guten Tipp, den mir wolfgang noch vor unserer Anreise gegeben hatte. Wir hatten L’Alba zwar unvorhergesehen schon am 18. Juni in Ota erlebt, aber das war natürlich längst nicht genug.


    Lumio ist ein sehr schöner Ort in den nördlichen Höhenzügen, nur wenige Kilometer entfernt von Algajola und . Wir hätten diese kleine Gemeinde gern viel genauer erkundet, aber dazu fehlte uns die Zeit, denn wir wollten schließlich auch noch etwas essen. Das Café in der Nähe der Kirche Sainte Marie war nach kurzem Zögern genau die richtige Anlaufstelle, denn es wurde hier sowohl eine grandiose Aussicht auf die Bucht als auch ein sehr leckeres Abendessen geboten.







    Zwar kamen wir auch hier nicht zu unserem Fisch (saftig süüüüß), weil es am Morgen irgendwelche Probleme mit dem Boot gegeben hatte. Daher entschied ich einfach, dass wir beide zu 90 % korsische Burger verzehren wollten. Ines einen Hamburger und ich einen Chickenheimer. Wir haben diese Wahl keineswegs bereut, lediglich die Brötchen und die Architektur der Gerichte erinnerten an das amerikanische fast (im Sinne von beinahe) food. Beide Fleischsorten waren unglaublich lecker, die dicken geschmolzenen Käsescheiben in ihrer Intensität ein Gedicht. Ich musste meinen Burger neugierig sezieren, um herauszufinden, was genau mir da so gut schmeckte. Es fanden sich Kastanien und gegrillte Stücke einer sehr leckeren Wurst… Unglaublich. Und sehr, sehr sättigend. Zum Glück war der freundliche Kellner sehr schnell, denn wir hatten dieses Mal auf das Anlegen von Schnorchel und Taucherbrille dank L`Breizh au coeurs freundlichem Hinweis nach unserem etwas ausführlicheren Besuch Chez Marie vorsichtshalber verzichtet.



    Obendrein war der Weg zur Kirche mit vollstem Magen ein denkbar kurzer, so dass wir auch dieses Mal wieder früh genug da waren, um in der ersten Reihe sitzen zu können. Die Kirche in Lumio ist sehr viel größer und prächtiger als die in Ota, wobei diese mir mit ihrer einfachen korsischen Ausstattung besser gefallen hatte. Unser Konzertgenuss wurde ein wenig von einem spät eintreffenden Touri-Pärchen getrübt, dass sich unbedingt noch neben uns quetschen und nicht ganz angemessen benehmen musste. Trotzdem waren wir wieder hingerissen von den Darbietungen der Gruppe L’Alba, insbesondere, da uns schon längst die Melancholie im Hinblick auf unseren bevorstehenden Abflug fest im Griff hatte. Gegen 23:00 Uhr verließen wir Lumio und genossen in unserer Hotelbar am Strand noch einen Absacker, freuten uns dabei retrospektiv über unseren überwältigend schönen Urlaub und waren uns einig, dass wir unbedingt eines Tages wiederkommen müssen.


    Im Gegensatz zum Golf von Porto kühlte es hier nachts nur sehr wenig ab, so dass ich lange nicht einschlafen konnte. Und so ließ ich zum Klang der Brandung vor einem lachenden und einem weinenden geistigen Auge die Bilder der letzten zwei Wochen Revue passieren.


    Die Fahrt nach am nächsten sehr frühen Morgen wurde dadurch erschwert, dass wir koffeinsüchtigen Rumpentrumpens um 06:00 Uhr morgens nicht nur im Hotel keinen, sondern auch unterwegs überhaupt keinen Kaffee bekamen wegen viel zu früh. Darauf waren wir nach einer Unterhaltung mit der Rezeptionistin am Vorabend zwar vorbereitet, aber leicht war es nicht.




    Schließlich entdeckten wir in Ponte Leccia zwischen Bahnhof und Brücke eine gastliche Stätte, in der noch nicht ganz wache Menschen auf dem Weg zur Arbeit ihre Fahrt unterbrachen, um sich mit Espressi zu reanimieren. Wir fielen natürlich wieder einmal kaum auf – egal, das Phänomen kennen wir und so ließen wir uns zunächst die irrtümlich gebrachten Espressi (einen so starken hatte ich bislang noch NIE getrunken) und danach Cafés au lait mit Croissants schmecken. Eine grau-weiße Katze fand uns interessant und posierte freundlich, geleitete uns schließlich sogar noch zu unserem dicken Antoine, der uns durch wiederum ganz andere Bergformationen zum Flughafen brachte.





    Der Abschied von unserem treuen Fahrzeug (und auch von Frau Studienrätin) fiel uns sehr, sehr schwer. Um nicht in allzu tiefen Depressionen am Flughafen zu versinken, befassten wir uns eingehend mit Schweinkram, bevor wir (mitnichten wegen der Erregung öffentlichen Ärgernisses) die Insel verlassen mussten.



    Fazit:

    Wir kommen wieder!


    Regina


    Post scriptum:

    Ich danke allen hier, die uns vor und während unseres Urlaubs so hilfreiche Tipps gegeben haben. Und dem Forum als solches, denn es findet sich beim genaueren Hinlesen unglaublich viel Spannendes und Interessantes, das einen Aufenthalt auf der Île de Beauté nur bereichern kann.

    Sonntag, 01. Juli 2019


    Zwischen den Welten - Teil 1


    fühle ich mich. Nicht mehr zwischen den zerklüfteten Steilküsten Korsikas und noch nicht zurück in den Großstadtschluchten Frankfurts. Ein Stück meiner Seele ist auf der Insel geblieben, dessen Ruf ich eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages folgen werde. Korsika hat mich hingerissen, verzaubert.


    Die letzten Tage auf der Insel waren sehr intensiv, schienen zu versuchen, uns mit ihrer Schönheit davon zu überzeugen, noch viel länger zu bleiben. Wir haben so vieles zurückgelassen, was wir am liebsten noch viel genauer erkundet hätten und noch viel mehr, was wir noch gar nicht kennen. Korsika berührt, bewegt. Ich will zurück.


    Wir sind der krasse Gegensatz von jenen Korsika-Reisenden, die in 10 Tagen mindestens alles gesehen haben wollen. Man könnte es auch faul nennen, dazu stehe ich. Die meiste Zeit sind wir in „unserer“ Bucht geblieben, haben ihre Wildheit und Schönheit, ihre Wärme und Hitze, aber auch ihre schroffe Kälte und ihre Gefahren auf uns wirken lassen, aufgesogen, verinnerlicht. Diese Insel – so wie wir sie hauptsächlich in der Bucht von Porto erlebt haben – ist ganz und gar nicht lieblich, sondern kann durchaus auch bedrohlich sein. Wenn man ihre Natur jedoch respektiert und GMV (gesunden Menschenverstand) walten lässt, ist sie ein Genuss.


    Möglicherweise ist es eine Schande, dass wir uns die beeindruckende, überwältigend schöne Bergwelt lediglich von ziemlich weit unten angesehen haben. Zum einen haben wir – s. o. – ein recht faules Gebaren an den Tag gelegt. Wir sind zwar zwei alte Hexen, wollten es aber beruflich noch einmal wissen und haben beide auf unsere alten Tage noch einmal etwas Neues begonnen. Ines macht zur Zeit ihren 2. Facharzt und ich habe Anfang des letzten Jahres die Firma gewechselt, um nicht mehr nur als Projekt-Assistentin in der Klinischen Forschung, sondern als Projekt-Managerin in demselben Bereich das Katerfutter für meine Piratenmonsterchen zu verdienen. Diese Herausforderungen fordern allerdings Tribute und so waren wir beide wieder einmal mehr als urlaubsreif, als wir die Insel enterten. Uns ist schon bewusst, dass es fast schon Verschwendung ist, nicht durch die Berge zu wandern oder mit dem Rennrad Korsika zu entdecken. Dennoch – warum nicht auch mit dem Mut zur Langsamkeit genießen? Ich bin leider so ganz und gar keine Bergziege, ich habe Höhenangst und zeitweise Schwindelprobleme und habe mich daher 2015 bei einem „Sonntagsspaziergang“ (war so im Reiseführer ausgewiesen) auf Island vorsichtig ausgedrückt grotesk verhalten, so dass ich froh sein kann, das sich Ines trotz dieser denkwürdigen Wanderung noch in meiner Gesellschaft Gebirgen nähert.


    Das alles soll keine Rechtfertigung für unser Urlaubsverhalten sein. Vielmehr denke ich, dass jeder diese Insel auf seine Weise und nach seinen Möglichkeiten für sich entdecken darf, solange die Achtung und der Respekt vor der Natur sowie den Tieren und Menschen, die hier leben, an erster Stelle stehen.


    Nachdem wir am Montag „unsere“ Bucht vom Meer aus genossen hatten, waren wir am Dienstagmorgen sehr traurig, packen und die Résidence Marina Livia verlassen zu müssen. Unser Chalet aus Holz war einfach, aber sehr zweckmäßig. Insbesondere die immer schattige Terrasse war an den zumeist heißen Tagen ein erholsamer Ort, wenn man von unserem direkten bajuwarischen Nachbarn einmal absieht, der uns mit seinem lauten, stets konservativen und sehr despotischen Familienmanagement gehörig gegen den Strich ging. Die Unsympathie war mit Sicherheit gegenseitig, so hoffen wir jedenfalls.


    Mittags beluden wir unseren geduldigen dicken Antoine und verließen mit ihm in sehr gedrückter Stimmung unseren strahlenden Golfe de Porto Richtung . In Partinello zelebrierten wir beinahe eine ganze Schweigeminute für unsere freundlichen Nachbarn @L‘Breizh au coeur , seine Frau und den Dicken, die schon ein paar Tage vor uns Abschied von Korsika nehmen mussten und die uns für Prinzessinnen hielten (wer uns live und in Farbe kennt, lacht gerade laut und dreckig), weil sie uns bisher nur virtuell kennengelernt hatten. Es war ein Genuss, Deine Beiträge zu verfolgen, Mario, und unsere Umgebung aus Eurer ganz anderen, viel aktiveren Perspektive wahrnehmen zu dürfen. Unser Ziel am Dienstag war glücklicherweise noch nicht der Flughafen La Poretta in , sondern Algajola an der Nordküste Korsikas.


    Bis Galéria kannten wir die Strecke schon, danach befuhren wir wieder einmal Neuland. Nach ein paar Kilometern waren die Berge nicht mehr ganz so schroff wie zuvor, zeitweise standen sie noch nicht einmal im Weg herum, so dass wir an den Scheitelpunkten unsere Blicke sehr weit schweifen lassen konnten.



    Die Vielseitigkeit der Landschaften Korsikas beeindruckte mich einmal mehr. Wir kamen jetzt schneller voran, die Kurvenhäufigkeit pro Meter hatte deutlich zu Antoines Gunsten abgenommen. Schon bald waren wir auf der Höhe von . Unsere angelsächsische Studienrätin (Navi) brachte uns zielsicher nach Algajola, wo wir ein hübsches Zimmer in einem Strandhotel bezogen. Das Mittelmeer lockte auch hier verführerisch. Wir wollten unbedingt vor unserem Abflug noch einmal schnorcheln und das gleich vor der Hoteltür:



    ff


    Hallo Mario,


    in das braune Hundetier namens Nesquik hatte ich mich Hals über Kopf verliebt. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, denn nach deinem freundlichen Blick meinerseits kam es zu mir und ließ sich ausgiebigst knuddeln und auf meinem Fuß nieder, wo es fast die ganze Bootstour über sitzenblieb. Ich denke schon, dass es sich um einen Labrador oder eine Laboradormischung gehandelt hat und bin eigentlich davon ausgegangen, dass es es ein Kerl war, wollte aber nicht so indiskret sein, das genau zu eruieren. Wobei natürlich auch ein weiblicher Hund wie Kakao heißen kann 8)party:


    Übrigens haben wir ganz doll an Euch gedacht, als wir auf der Rückreise durch Partinello fuhren.:thinking:


    LG

    Regina

    Inzwischen werden wir leider nicht mehr vom schwarzen Schwein benuschelt. Weder vom wilden Hausschwein noch vom zahmen Wildschwein (ja, ich musste Astérix en Corse mitnehmen 8)party:). Am Mittwoch hieß es Abschied nehmen von einer überwältigenden Insel, die uns beide bezaubert hat. Aber dazu demnächst mehr. Ich bin in den letzten Tagen mit der Dokumentation einfach nicht mehr nachgekommen...


    Daher poste ich jetzt einen ausgesprochen maulfaulen Link zu "unserer" Hausbucht (hab die Mods gefragt, ob das OK ist).

    Ines und ich haben zugelassen, dass unser ausgesprochen individueller Urlaub am vorletzten Tag fast schon pauschaltouristisch wurde, wie peinlich. Dennoch - uns hat die Bootstour zum Capu Rossu gefallen h/% ::,,II8


    Demnächst wieder nicht ganz so wortkarg beim schwarzen Nuschelschwein ;)party:


    https://www.raben-feder.de/2019/06/25/schnorchelbucht/

    Donnerstag, 20. Juni 2019


    Tag des Nadelöhrs


    Wenn es den alten Hexen zu gut geht, satteln sie ihre Besen, verklappen diese in den dicken Antoine und verlassen ihre Schnorchelbucht. Allerdings war außer unserer klugen Frau Studienrätin leider auch Murphy mit an Bord. Er sollte sich aber erst später austoben. Frau Studienrätin, eine very sophisticated britische Geographielehrerin mit Lesebrille auf der Nasenspitze, ist Antoines Super-Navi, das wir zusammen mit unserem dicken Berlingo dem unerhofften Sixt-Upgrade zu verdanken haben. Frau Studienrätins Aussprache des Englischen klingt göttlich, wenn man von ihrer Verbalverhornung der französischen Ortsangaben einmal absieht. Sie quatscht auch nicht zu viel, sondern greift nur dann ein, wenn ihre Schülerinnen Ines und ich nicht mehr weiter wissen. Tuscheln, Kichern oder Zettelchen schreiben während ihrer Vorträge duldet sie allerdings nicht. Ein Stirnrunzeln von ihr reicht und wir benehmen uns wieder ordentlich. Auf jeden Fall teilten wir ihr mit, dass wir in Ajaccio ein Handarbeitsgeschäft aufsuchen wollten. Zugegeben, ein reichlich beklopptes Ansinnen, aber da Ines abends in Gruftistickereien schwelgte, wollte auch ich etwas Kreatives zum Spielen haben. Einschlägige Geschäfte in der Nähe waren nicht zu finden…



    Daher standen wir am Donnerstsg tatsächlich schon gegen 06:30 Uhr auf, ließen uns von starkem Kaffee reanimieren und fuhren los. Wir wollten die enge Calanche de Piana vor dem großen Touristenbus-Ansturm hinter uns haben und hatten deshalb beschlossen, unterwegs richtig zu frühstücken. Die Bucht von Porto im Morgenlicht sah wunderschön aus. Es war spannend, die D81 Richtung Ajaccio weiter zu fahren – Neuland!!! Ich fotografierte, was das Zeug hielt, während Ines unseren treuen, aber leider auch sehr breiten Antoine um die engen Kurven lenkte. In diesen Situationen wäre es mit dem eigentlich gebuchten Polo einfacher gewesen..



    Es war noch sehr wenig Verkehr, als wir die Calanche erreichten und uns langsam durch die überwältigend schönen Felsformationen zwängten. Bis plötzlich gar nichts mehr ging. Ein sehr breiter LKW kam uns entgegen. Zu wenig Platz für beide Fahrzeuge. Der LKW konnte wegen nachfolgender Autos nicht zurück, also mussten wir weniger wohl als sehr übel den Rückwärtsgang einlegen. Wir schwitzten Blut und Wasser, als wir im Schrittempo rückwärts um eine sehr enge Kurve rollten. Ich hatte auf der Beifahrerseite das winzige „Leitplanken“-Mäuerchen im Auge. Nur wenige Zentimeter Raum zwischen Antoines Reifen und dem Mäuerchen, dahinter drohte fies grinsend ein tiefer Abgrund. Der LKW rückte nach, doch noch immer war nicht genug Platz zwischen ihm und Antoine. Wir mussten weiter zurück und quälten uns Meter um Meter auf ein breiteres, zum Passieren geeignetes Stückchen Straße hoffend. Der LKW folgte, bedrängte uns, versuchte permanent, sich an uns vorbei zu schieben. Irgendwann gelang dieses Unterfangen. Wir atmeten auf, richteten unsere Augen nach vorn. Und sahen einige vorausschauende, mitdenkende ältere Biker in schwarzgrünen Kombis, die unsere prekäre Situation erkannt hatten und einen nachfolgenden LKW an einer etwas breiteren Stelle gestoppt hatten, so dass wir ohne Probleme an ihm vorbei fahren konnten. Liebe Biker, wir danken Euch herzlich für Eure wunderbare Unterstützung!!! Den Rest der Strecke durch die Calanche (insgesamt 8 km) bewältigten wir ohne Probleme und waren hingerissen von der Schönheit dieser korsischen Landschaft.


    Murphy hingegen scharrte schon ungeduldig mit den Hufen. Er hatte bereits im Vorfeld ganze Arbeit geleistet und uns wider besseren Wissens kollektiv viele unnötige Fehler machen lassen.. zum einen hatten wir generell zu wenig Wasser dabei, zum anderen war eine sinnvolle Planung wegen is nich ausgefallen. Als wir hungrig Carghese erreicht hatten, entblödeten wir uns, zu Fuß auf der Suche nach einem Bäcker/Café die falsche kleine Straße zu wählen. Mangels stabilen Internets funzte maps google nicht so richtig... und so gingen wir durch die pralle Sonne steil bergab an zwei Kirchen vorbei zum Hafen, was verflixt weit war. Dort war noch nicht viel los, ein Café fanden wir nicht. In einem einladenden schattigen Restaurant stand wenigstens petit déj. auf einer Tafel. Dieses entpuppte sich als 2 trockene Croissants und 1 Café au Lait pro Nase und kostete schlappe 14 Öckern. Danach wollten wir schnell zurück zu unserem dicken Antoine und nahmen die Abkürzung neben dem Marinefriedhof. Es ging schleppend vertikal aufwärts und zog sich elendiglich. Wir schlichen von Schatten zu Schatten, es war grässlich. Mel, mein überflüssiger Zwangsgatte (Diabetes Typ I) erklomm flotter als wir aufgrund der von führenden Diabetologen empfohlenen Croissantdiät irgendwelche Gipfel, die mir den Atem raubten. Nach der Kirche kamen Treppen, die uns den Rest gaben. Nach dem fünfundtrolfigsten Treppenabsatz ging gar nichts mehr. Ich bekam keine Luft, der Puls raste, mir war es schwindlig und Ines konnte auch nicht mehr. So setzten wir uns in den Staub auf die oberste Stufe, kauerten im spärlichen Schatten und teilten uns den Rest Zero-Limo aus meinem Rucksack. Die volle Wasserflasche kochte derweil im Auto. Irgendwann rappelten wir uns wieder auf und stiegen den Rest der Treppen hoch, bis wir endlich schweißüberströmt unseren lieben Antoine erreichten, der freundlich meinte, dass er uns doch hätte zum Hafen fahren können. OK, wir setzten unsere Fahrt nach Ajaccio fort und nahmen das andere kleine Sträßchen gleich um die Ecke. Hier fanden sich sehr viele hübsche Cafés, boulangéries et pâtisseries...


    Carghese:






    Die weitere Fahrt nach Ajaccio gestaltete sich sehr entspannt. Nach den schroffen Gebirgsserpentinen lernten wir jetzt ein anderes Gesicht Korsikas kennen. Sanft geschwungene Hügellandschaften, weite Wiesen und Felder, flache, breite Sandstrände, die jedoch ziemlich bevölkert waren.




    Wir kamen gut voran und erreichten Ajaccio schnell und ohne Probleme. Der Handarbeitsladen versteckte sich geschickt vor uns und hatte sowieso gerade Mittagspause.


    Ajaccio war sehr laut und sehr voll und kam uns von der Wildnis Verwöhnten wie eine Großstadt vor. Es war schwierig, für unseren gutmütigen Dicken einen Parkplatz zu finden, bevor wir uns am Hafen Eisbecher und etwas Kaltes zu trinken gönnten. Danach machten wir uns zu Fuß leider wieder OHNE die Warmwasserflasche aus dem Auto auf die Suche nach DEM Handarbeitsgeschäft. Ich dachte, Ines wollte unbedingt Stickgarn kaufen und sie war der Ansicht, ich bräuchte unbedingt Wolle und Stricknadeln (habe ich massenhaft zu Hause und da liegt es gut...). Der Laden spielte weiterhin in Salines, einer hässlichen Hochhaussiedlung, geschickt mit uns Verstecken und so irrten wir dort dumm herum. Voll ätzend. Als wir dann endlich das kleine Centre Commercial mit dem Laden gefunden hatten, stellten wir schweißüberströmt fest, dass diese Irrwege nicht zwingend notwendig gewesen wären, weil keine von uns Fil en Aiguille („Faden in der Nadel“, so heißt der Laden) wirklich gebraucht hätte. Egal, wir fanden schöne Dinge und kauften sie. Der Weg zurück zu Antoine war extrem heiß und scheußlich. Wir hatten keinen Bock mehr auf verdorrten, staubigen Großstadtdschungel und suchten das Weite, sprich die Wildnis unserer Schnorchelbucht. Wiederum hatten wir Glück mit unserer Frau Studienrätin. Sie brachte uns schonend auf dem kürzesten Weg aus Ajaccio heraus und „nach Hause“. Im frühen Abendlicht und ohne Behinderungen durch die Calanche zu fahren war ein wunderschönes Erlebnis.




    Fast wieder "zu Hause":


    Hallo Mario,


    ich wünsche Dir, Deiner Frau und dem Dicken eine stressfreie und gute Fahrt nach Hause. Vorgestern hat mich in unserer Hausbucht am Strand ein freundlicher Hund angesprochen, der aber kein brauner Labrador, sondern ein schwarz-weißer Border-Collie war. Schade! Allerdings bleibt Dir auf diese.Weise die Illusion, dass es sich bei uns um Prinzessinnen handelt. Wir bösen alten Hexen hätten Dich bestimmt erschreckt!!! 8)party:


    Jetzt, wo Du es sagst, verstehe ich die Zurückhaltung uns gegenüber bei Chez Marie. Dabei war es unerhört praktisch, mit dem Schnorchel die leckere Wildschweinsoße aufzusaugen. XD


    Wir werden nächsten Dienstag diese wundervolle Bucht verlassen, um abends in Lumio noch einmal L'!Alba zu genießen. Nach dem Konzert nächtigen wir in Algajola, damit wir es am 26. nicht mehr so weit zum Flughafen in haben. Schließlich ist am 27. Zahnspaß in Leipzig angesagt, bevor ich zu meinen Herrlichkeiten in Frankfurt zurückkehre. Im Moment beflirten sie ihre Katersitterin und machen mich damit arm.


    Viele Grüße

    Regina

    Zum Editieren ist es offensichtlich schon längst zu spät. Daher hier noch einmal die ersten Fotos vom Abend in Ota und noch ein paar zusätzliche:


    Am frühen Abend in Ota:








    In der Kirche:






    Und dann noch der Kameramann mit der tollen Choreographie:



    Viele Grüße

    Regina

    Dienstag, 18. Juni 2019


    Ein Abend in Ota



    Dienstag war ein ganz besonders schöner Tag. Wir hatten kühne Pläne für den Abend, die wir unbedingt in die Tat umzusetzen gedachten - um 18:30 das L'Alba-Konzert in der Kirche und danach ein korsisches Abendessen Chez Marie. Daher fassten wir uns nachmittags am Strand relativ kurz, d. h., wir lungerten nicht lange in der Sonne herum, sondern stiegen gleich zum Schnorcheln ins Meer, das überraschend warm und ruhig war, so dass wir viel sehen konnten. SUCH a big fish and I eated it all!!! (geklauter cat content, vor allem stimmt es nicht, dass große Blubberblasen aufstiegen, als ich nach der maritimen Zwischenmahlzeit ein Bäuerchen machen musste).


    Nach dem Duschen hübschten wir uns auf und stiegen in entstaubte Schuhe, bevor wir in Porto noch ein bisschen einkauften und danach nach Ota weiterfuhren. Der kleine Ort empfing uns noch freundlicher als am Samstag, denn jetzt wussten wir, wo wir parken konnten, ohne von einem ungehaltenen Einwohner vertrieben zu werden. OK, seine Sichtweise im Hinblick auf permanent einfallende Touristenhorden, deren Vehikel im Weg herum stehen und den Einheimischen ihre Parkplätze nehmen, kann ich gut nachvollziehen - aber da wir aus straßenverkehrsordentlicher Sicht nichts falsch gemacht hatten, wäre ein etwas freundlicherer Hinweis auf "Anwohnerparken" angemessen gewesen, zumal ich mit dem Herrn in seiner Sprache parlierte.


    korsika-forum.info/index.php?attachment/8434/


    korsika-forum.info/index.php?attachment/8435/


    Vor der Kirche kauften wir unsere Billets und lauschten auf einem Mäuerchen sitzend gespannt und verzückt dem vielversprechenden Soundcheck. Pünktlich um 18:30 Uhr durften wir hinein und setzten uns in die noch freie erste Reihe, sahen uns in der kleinen Kirche um.

    Das kleine Schwein neben dem heiligen Mann entzückte uns sehr :)party:


    korsika-forum.info/index.php?attachment/8431/


    Ein Kameramann und seine Tontechnikerin bereiteten ihre Ausrüstung vor. Es dauerte nicht lange, bis die Musiker ihre Plätze einnahmen. Drei von ihnen stimmten einen eindrucksvollen polyphonen a cappella - Gesang an. Ines und ich lächelten uns an - hier waren wir richtig!


    "Nous espérons simplement que le temps d’un concert les gens voyagent avec nous sur l’île bercée par l’esprit méditerranéen." (Wir hoffen einfach, dass die Leute während eines Konzerts mit uns auf der vom mediterranen Esprit gewiegten Insel reisen.) Dieses Zitat habe ich im Netz gefunden. Genau das war auch der Tenor der einleitenden Worte des Akustikgitarristen.

    Und dann spielten sie zu fünft mit ihren Gitarren, Bass, indischem Harmonium, Geige und Klarinette/Flöte auf und sangen unbeschreiblich schön. Wir sind in den Klängen versunken, haben uns nur zu gern von L'Alba auf ihre mediterrane Reise mitnehmen lassen, waren unserer alltäglichen Realität entrückt und fühlten nur noch das korsische Hier und Jetzt.


    korsika-forum.info/index.php?attachment/8432/


    korsika-forum.info/index.php?attachment/8433/


    Leise Töne und leidenschaftliche Rhythmen wechselten einander ab, genau wie polyphone Gesänge von zwei oder drei Musikern und Darbietungen der gesamten Gruppe.

    Insbesondere Sebastien Lafarge hat mich mit seinem hingebungsvollen Gesang zutiefst berührt. Er lebt beim Singen die dargebotenen Lieder, lässt mich, auch wenn ich die korsischen Worte fast gar nicht verstehe, mitfühlen.



    Einige der Lieder kannten wir schon, so wie das mitreißende Ajde Jano vom Balkan. Andere hingegen waren uns neu, so wie die beiden eindrucksvollen Zugaben - zwei Somgs vom neuen Album, das nächstes Jahr erscheinen wird. Beeindruckend war auch die gekonnte Choreografie des Kameramannes, dessen harmonische Bewegungen sich in das Gesamtkunstwerk einfügten, ohne störend zu wirken.


    Ein kleines bisschen traurig waren wir, als das Konzert nach den beiden Zugaben schon vorbei war. Zu gerne hätten wir noch „Sta mane“ gehört. Das hätte mir vollends die Fassung geraubt und nicht nur für tief bewegte Gänsehautmomente wie bei den Stücken vorher gesorgt. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließen wir die Kirche – voller Vorfreude auf das Konzert in Lumio nächste Woche an unserem letzten Abend auf Korsika.




    Durch ein schon in Schatten versunkenes Ota schritten wir zu unserem nächsten Programmpunkt, dem korsischen Abendessen Chez Marie. Bei einer herrlichen Aussicht von der Terrasse auf Ota und die Berge in der abendlichen Sonne wählten wir das Menu mit einer Gemüsesuppe au pistou (Ines) und einer Terrine quelque chose (ihren Namen habe ich vergessen) als Vorspeisen, danach natürlich Wildschwein für beide. Chez Marie war sehr viel los. Angesichts des tollen Panoramas und unserer lebhaften Nachbereitung des Konzerts störte es uns nicht, dass alles ein wenig länger dauerte. Auch nicht, dass wir statt der bestellten nicht alkoholischen Getränke eine große Karaffe mit eiskaltem Wasser bekamen, denn das war genau das richtige und schmeckte gut.



    Unsere Vorspeisen mundeten hervorragend, wobei die Portion Gemüsesuppe eine sehr große war, die wir (glücklicherweise) nicht aufaßen. Marie und ihr Sohn (nehme ich an) wirkten schon ganz schön fertig, als sie uns schließlich sehr viel wildes Schwein und dicke Bohnen servierten. Zum Niederknien lecker, insbesondere die reichlich vorhandene Wildschweinsoße. Aber auch die Bohnen waren gut abgeschmeckt. Ines kapitulierte etwas eher als ich, zu gut schmeckte mir das Wildschwein. Das Fleisch schaffte auch ich nicht, aber ich dippte Brot in die Soße und löffelte sie schließlich direkt aus der Schüssel. Zwei vollgefressenen Obelixen gleich lehnten wir uns zurück und genossen ein Päuschen.



    Inzwischen war es fast dunkel geworden und Chez Marie hatte sich geleert. Wir freuten uns auf einen süßen Abschluss eines genialen Menüs. Die Familie am Nachbartisch hatte bereits das Dessert bestellt. Ansonsten saßen keine anderen Gäste mehr auf der Terrasse. Marie und ihr Sohn waren nur noch sporadisch zu sehen. Irgendwann war ich versucht, selbst den Tisch abzuräumen. Auch unsere Nachbarn unterhielten sich über leere Teller und Schüsseln hinweg. Die Zeit verging, unsere Versuche, auf uns aufmerksam zu machen, blieben frustran. Ich hatte schon längst mein Jäckchen angezogen, fröstelte aber trotzdem im Halbdunkel.


    Es wurde immer später und so sehnte ich mich gegen 21:45 Uhr nach ein bisschen Wärme in unserer Holzhütte. Also stand ich auf und sah auf dem Weg zur Toilette Marie hinter der Theke, ihren Sohn bei der Abrechnung mit Gästen diskutierend. Daher verschwand ich erst einmal. Auf dem Rückweg war der Sohn ebenfalls verschwunden. Daher wandte ich mich freundlich an Marie und teilte ihr auf französisch mit, dass wir gern ein Dessert auswählen würden und später gern die Rechnung hätten. Mürrisch verwies sie darauf, dass dafür ihr Sohn zuständig wäre. „Mais je ne le trouve pas!“ „Aber ich finde ihn nicht“, entgegnete ich in komischer Verzweiflung. Alles lachte schallend. Der Sohn tauchte zerknirscht auf, entschuldigte sich vielmals und meinte, dass er alles schon mit Ines geregelt hätte. Diese saß grinsend am Tisch. WÜrzige Käsestücken wollten verzehrt werden. Köstlichst!!! Die Auswahl der süßen Desserts war jedoch noch nicht erfolgt. Diese ließ mangels Service auch noch lange auf sich warten, denn die Abrechnung ging schließlich vor. Als unsere Tischnachbarn ihren Nachtisch bekamen, insistierte ich, so dass wir nach 10 min. bereits unsere Crème caramel und Crème de Chataigne aus dem Kühlschrank erhielten. Vorsichtshalber fragte ich gleich nach der Rechnung. Unsere Nachbarn durften schon zahlen und aufstehen. Wir warteten weiterhin im Halbdunkel und Ines äußerte Bedenken im Hinblick auf das Passieren des engen Kilometers auf der D81 zwischen Porto und Bussaglia im Zappendustern. „Da ist um diese Zeit niemand mehr“, versuchte ich sie zu beruhigen. Maries Sohn tauchte gehetzt auf, um mir mitzuteilen, dass es noch zwei Minuten mit der Rechnung dauern würde. Das Kleingeld in meinem Portemonnaie klapperte bereits mit den Zähnen und versuchte, sich in die Scheine einzuwickeln. Um 22:30 Uhr erhielten wir l’addition, die aus einem dahin gekritzelten 2 x menu bestand. Wir zahlten und gingen erleichtert zu unserem dicken Antoine.


    Auf dem Heimweg überholten wir zwischen Ota und Porto drei Radfahrer (unsere Tischnachbarn), begegneten im engen Bereich auf der D81 jedoch keiner Menschenseele und atmeten auf, als sich plötzlich ein schwarz-weißer Kuhpopo am Straßenrand zeigte. Und kurz darauf noch einer… kurz vor unserer Résidence huschten ein großes Wildschwein und drei gestreifte Frischlinge über die schmale Straße


    Vive la Corse!

    Wenn du Teile zitieren willst, dann markierst du einfach den Bereich, dann geht ein Kästchen auf mit "Zitat speichern", was du dann auch tust, naja und dann bei Bedarf auf das offene Kästchen mit Zitat einfügen und zack sollte das gehen.


    VG

    Mario

    Nö. Mein Tablet macht beim Markieren keine Kästchen auf, mein Handy ist noch unkooperativer. ::,,II8 Aber es klappt jetzt weniger elegant zu Fuß mit löschen. :rollparty:

    Danke! :thumbupparty:

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