Hallo die Runde,
ich hatte mich ja schon einmal kurz vorgestellt. Jetzt möchte ich Euch von meinen aktuellen Wanderplänen berichten. Ich erzähle einfach mal relativ ausführlich, weil es mir auch hilft, alles zu strukturieren. Es muss ja niemand lesen. :-) Vieles ist vorläufig, und ich freue mich über Rückfragen, Diskussion, auch kritisches Hinterfragen.
Nachdem ich den GR20 im Jahr 2000 schon einmal gewandert bin, ist er jetzt also wieder dran. Damals bin ich mit einem Kumpel (der im Gegensatz zu mir französich sprach) zusammen unterwegs gewesen. Wir sind von Nord nach Süd gewandert, hatten viel zu viel Gepäck, weil wir nämlich beide mit großer Fotoausrüstung gewandert sind. Im Anschluss habe ich hier in Hannover eine Fotoausstellung von den Aufnahmen gemacht. Andererseits hat sich das Gewicht gerächt und ich habe auf der Strecke starke Knieschmerzen entwickelt, so dass wir die letzten 2 Etappen oder so auslassen mussten. (Wir sind damals nach einer "Notübernachtung" bei einem freundlichen Korsen nach Zicavo abgestiegen.)
In den folgenden Jahren habe ich mehrtägige Wanderungen auf Kreta, Mallorca und auch im Harz gemacht, aber nichts vergleichbar Langes oder Anstrengendes. Andererseits bin ich heute mit Mitte 40 vermutlich fitter als damals: Seit drei Jahren laufe ich wieder regelmäßig und mache ein bisschen Krafttraining, so dass ich einen Großteil des zwischenzeitlich angesammelten Wohlstandsspecks wieder los bin. Laufen ist für mich immer auch Fortbewegung. Letztes Jahr bin ich nach langer Zeit mal wieder einen Marathon gelaufen, und meine liebste Trainingsstrecke ist eine 35-km-Runde im Harz über den Brocken. (Leider kommen dazu immer noch je 2 Stunden Zugan- und -abfahrt. Das heißt aber auch, dass ich da mit Rucksack unterwegs bin.)
Die Idee, den GR20 wieder zu wandern, kam mir vor eineinhalb Jahren, als ich merkte, dass ich dazu körperlich wieder dazu in der Lage war. Leider hat sich in meinem Freundeskreis niemand gefunden, der sich auf so lange Zeit im Voraus auf so eine Tour festgelegt hätte. Mir wurde dann aber klar, dass ich mir die Tour heute (im Gegensatz zu damals) auch allein zutrauen würde. Ich meine, man ist ja nicht allein auf der Strecke, in den Hütten sowieso nicht. Das allein Wandern macht mir erstmal nichts aus, und wenn sich unterwegs nette Gesellschaft ergibt, umso besser. Und vom Risiko her halte ich es für überschaubar, denn ich bleibe ja auf der Hauptstrecke, und wenn ich nicht gerade als Letzter unterwegs bin, bleibe ich auch mit dem berühmten verletzten Knöchel nicht einfach unbemerkt liegen.
Das einzige Manko war, dass ich fast kein Französisch konnte. Und plötzlich wurde mir bewusst, dass es mit genug Vorlaufzeit einfacher sein würde, die Sprache zu lernen, als unbedingt eine französischsprachige Reisebegleitung zu finden. Das habe ich also im letzten Jahr fleißig gemacht und fühle mich inzwischen so weit, dass ich im Land notfalls auch ohne Sprachunterstützung zurecht komme.
Leider habe ich keine Auswahl, was die Reisezeit angeht. Es kommen nur die drei Wochen ab dem 15.8. in Frage. Aber immerhin gibt mir meine Familie drei Wochen frei, so dass mir genug Zeit für den kompletten GR20 bleibt: 16 Etappen plus zwei Tage für Pausen oder Extraausflüge, bleiben 2 Tage An-/Abfahrt bzw. Puffer am Ende. Das passt einerseits recht gut, heißt aber andererseits auch, dass mir keine Zeit für sonstige Besichtigungstouren o.ä. auf der Insel bleibt. Vielleicht ein Tag am Ende, aber da würde ich eher nochmal einen Tag irgendwo ausspannen, als groß etwas zu unternehmen.
Mir ist bewusst, dass das in die heißeste Jahreszeit fällt, wo schon nicht mehr alle Quellen Wasser führen dürften und wo es außerdem relativ voll ist auf der Strecke. Da die einzige Alternative aber das Verzichten wäre, muss ich sehen, wie ich das Beste daraus mache. Mit Hitze komme ich normalerweise ganz gut klar, solange ich genug zu trinken dabei habe. Das muss ich gut planen.
Ich will mich diesmal stark einschränken, was das Gepäck angeht. Ich habe mir vorläufig max. 15kg (pluss Wasser) vorgenommen, ohne das genau durchgerechnet zu haben. Vielleicht geht noch weniger. Dazu gehört auch, dass ich auf Zelt und Kocher verzichten möchte und stattdessen frühzeitig Plätze in den Hütten reserviere und auch das Essen dort in Anspruch nehme. (Da werde ich Euch nochmal wegen der Details löchern müssen.) Der Schlafsack muss natürlich mit, und wegen einer Isomatte überlege ich noch. Sie würde mir die Option bringen, statt nur in Schlafsälen auch mal im Zelt zu schlafen. Auch da bin ich für Tipps dankbar.
Ursprünglich war ich mir sicher, dass ich die Strecke wie damals im Norden beginnen wollte. Von der Anreise her wäre das total praktisch, denn es gibt einen passenden Flug nach , und von dort ist man ja direkt in Calenzana, notfalls sogar zu Fuß. Nachdem ich aber einige Diskussionen hier im Forum gelesen habe, tendiere ich jetzt eher zur Süd-Nord-Strecke. Ich hätte am Anfang Etappen, von denen ich weiß, dass ich sie gut bewältigen kann, was ich gerade als Alleinreisender als Vorteil ansehe. Die allerschwersten Bergetappen könnte ich mir für das Ende aufheben. Und falls sich herausstellen sollte, dass ich mich mit der Sache doch übernommen habe, wenn ich zum Beispiel wieder Knieschmerzen entwickle, kann ich auf der Südhälfte leichter abbrechen als wenn ich im Norden in den Bergen stecke. Bis Vizzavona weiß ich ja, wie ich zurecht komme, und da gibt es auch mehr Spielraum für alternative Übernachtungen.
Ungefähr so weit reichen meine Reiseplanungen bisher. Ein erster Reisefüher liegt inzwischen zuhause. Aktuell überlege ich, was für eine Kamera ich mitnehmen möchte. Ursprünglich wollte ich ganz darauf verzichten und nur mit dem Handy fotografieren. Aber da ist die Bildqualität doch nicht ganz das Wahre, und außerdem möchte ich vom Handy eigentlich so unabhängig sein wie möglich. Wenn ich es nur für den Notfall brauche, kann es meistens ausgeschaltet bleiben. Außerdem brauche ich mir dann keine Gedanken über die Stromversorgung zu machen.
Soweit erstmal. Ich freue mich über Eure Gedanken und Anregungen.
Und ich wünsche allen viel Spaß heute Abend in Frankfurt. Ich wäre auch gern mit dabei, konnte es aber nicht einrichten.
Gruß, Martin