Hallo!
Zitat:"Natürlich ist den Korsen auch klar, dass sie eine gewisses Maß an
Tourismus brauchen. Aber es kommt auf die Art von Tourismus an."
Heiko, da stimme ich Dir völlig zu. Nicht jeder Tourismus ist positiv zu sehen. Sog. "sanfter Tourismus" wäre angesagt, aber dazu braucht man Rechtssicherheit, Initiative, Phantasie Ideen. Da fehlt es wohl an vielen Dingen in Korsika, auf der Nachbarinsel Sardinien übrigens auch.
Zitat: "Es ist zum Beispiel nun mal so, dass Camping -oder auch Pauschalurlauber sehr wenig Geld auf der Insel lassen.
Von 50 Euro die für den Urlaub ausgegeben werden, bleibt ein oder zwei Euro auf der Insel."
Dies ist so eine Pauschalbehauptung, die leicht zu wiederlegen ist. Sie gilt allenfalls für den Pauschaltourismus, nicht für Campingurlauber.
Ich war jahrelang auf einem im Niolo. Wenn ich dort 30,-- € für die Übernachtung bezahlt habe, dann ging das Geld abzüglich Steuern (?) an den einheimischen Campingplatzbetreiber. Abends saßen wir unter den Kastanien, aßen Pizza und tranken Wein. Mehr gab die Speisekarte nicht her. Trotzdem, das was wir dafür bezahlten, ging wieder an den einheimischen Platzbetreiber. Einkaufen gingen wir in Calacuccia im Dorfladen, das Geld blieb wieder beim örtlichen Händler.
Ähnlich ist bei den Zeltplätzen und Hotels an der Küste. Zumindest die gezahlten Gehälter bleiben auf der Insel. Die werden von den Beschäftigten nämlich dort ausgegeben für Essen, Kleidung und Miete.
Zitat: "Durch den Tourismus mussten Massen an Lebensmitteln eingeführt werden und die korsische Produktion wurde zurück gedrängt.
Stimmt auch nur begrenzt. Korsische Produkte werden nicht zurückgedrängt, die Korsen können nicht liefern, weil sie nicht konkurrenzfähig sind. Gegenbeispiel wäre der Patrimonio, ein moderner, guter Wein, der sich auch entsprechend verkaufen lässt.
Zitat: "Ich kann alledings nicht nachvollziehen was ein Korse davon hat, wenn ein Campingplatzbesitzer sich ein neues Auto kauft. Falls irgendwelche Gewinne und Einkünfte anfallen, dann bistimmt nicht auf Korsika. "
Entschuldige, aber man kann sich auch dumm stellen. Wenn der Eigentümer des Autohauses ein Korse ist und der wiederum einen
Korsen als Verkäufer beschäftigt, dann bleiben sowohl die Gewinne als auch die Einkünfte auf der Insel.
Man sollte auch nicht immer so tun, als wären Investitionen vom Kontinent grundsätzlich negativ. Jede Region Europas freut sich (in der Regel und rein wirtschaftlich gesehen) über solche Direktinvestitionen, die bringen nämlich Geld ins Land. Hier tut mancher immer so, als würde nur Geld aus dem Land abgezogen. Zuerst fließt bei solch einer Direktinvestition Geld ins Land, dann werden Einkommen im Land generiert und dann werden wieder Investitionen getätigt. Lediglich ein Teil der Gewinne fließt wieder zurück an den Sitz des Investors. Man muss sich nur mal das Mercedes-Werk im Baskenland ansehen (dort werden Viano und Vito, beides Kastenwägen, produziert). Daimler hat dort allein 2009/10 ca. 200 Mio. € investiert in eine Modernisierung und Erweiterung des Werks. Kein Baske wird sagen, dass das Werk dem Land schadet.
Allerdings ist in ganz Europa dasselbe zu beobachten: Wenn die Verwaltung korrupt ist und keine Rechtssicherheit herrscht, die Ausbildung der dortigen Menschen schlecht ist und auch noch mafiöse Erscheinungen zu beobachten sind, dann kommt keine Region auf einen grünen Zweig. Das ist in Süditalien genauso wie in Südspanien oder in Griechenland.
Ein kleines Beispiel am Rande: Der Eigentümer des oben erwähnten Zeltplatzes fährt einen 450er Mercedes, in die Sanitäranlagen ist seit Jahren nicht mehr investiert worden. Unternehmerisch gesehen, sind das falsche Prioritäten. Mir gefällt es dort. Von mir aus gesehen, müsste sich dort nichts ändern. Aber wirtschaftlicher Erfolg,wenn man ihn denn will, sieht anders aus. Wenn sich alle dort wohlfühlen, ist es gut. Das glaube ich aber nicht. Und die Schuld immer bei den anderen, bei denen, die übers Meer kommen, zu suchen, ist zu einfach. Das funktioniert übrigens bei den Sarden auch nicht.
Schönes Wochenende
Hans