Pilze Sammeln

  • Tach liebe Forumsgemeinde


    Ich bin neu hier und werde nächstes Jahr zum ersten Mal mit meiner Frau Korsika besuchen (erst im September). Geplant war es schon länger, jetzt wurde es aber konkret. Und wie es so ist wenn etwas konkret wird, man steckt sofort einiges an Energie in die Planung. So haben wir nach langer Studie verschiedenster Unterkünfte an diversen Lagen unsere Favoriten schon ausgewählt (nicht das sie uns noch jemand vor der Nase wegschnappt). Unsere Wahl fiel auf ein Châlet in der Nähe von , unweit vom Tavignano sowie auf ein kleines Ferienhaus in der Residence U Casinu, direkt am Plage d’Arone bei Piana.


    Unsere Hobbys sind unter anderem wandern, schnorcheln und fischen. Dass wir uns diesen zu genüge auf der Insel widmen können ist ja bekannt. Darauf freuen wir uns auch sehr. Ein anderes Hobby von uns sind Pilze und dazu habe ich einige Fragen.


    Hat jemand Erfahrung damit? Welche kommen häufig vor? Deckt sich das Vorkommen zur bestimmten Jahreszeiten mit den Zeiten bei uns (Deutschland/Schweiz)?
    Wenn sich also Hobby-Mykologen und Pilzliebhaber in der Forumsgemeinde wiederfinden, sind sie herzlich dazu eingeladen hier alles mögliche zu diesem Thema reinzuschreiben.


    Eine Konkrete Frage habe ich zum Kaiserling. Dieser sogenannte «König der Speisepilze» kommt ja in Korsika vor. Hat jemand schon Kaiserlinge auf einem Markt oder in einem Laden im Angebot gesehen? Oder gar welche in freier Wildbahn entdeckt?


    herzlichst, Nico

  • Hall Nico,


    habe gerade wenig Zeit, werde aber zeitnah auf deine Fragen eingehen...


    "Giacchetto - ist ein Pilzexperte" - naja, Experte ist vielleicht übertrieben, aber zumindest über die kulinarisch wertvollen kann ich schon was sagen...


    bis die Tage


    Thomas

  • Hallo Nico,


    September / Oktober ist eine gute Zeit für Pfifferlinge, welche je nach Gegend recht häufig vorkommen.
    Champignions wie bei und werden meiner Erfahrung nach in Korsika verschmäht.
    Aber wie immer gilt - Privatbesitz achten und keine Zäune überklettern -.


    LG Burkhardt

  • Danke erstmals für das Feedback und Hallo. Bin schon gespannt was Giacchetto zu berichten weiss.

    Aber wie immer gilt - Privatbesitz achten und keine Zäune überklettern.

    Ja klar. Davor werd ich mich auch hüten. Wer will schon einen Korsen zu Beginn der Jagdsaison verägern? :fie:



    Ich bin vorallem gespannt, was für Pilze Lebensgemeinschaften mit den Edelkastanien eingehen. Die gibts bei uns ja äusserst selten und wenn, dann nur einzeln.


    Gruss, Nico

  • Zitat

    Ja klar. Davor werd ich mich auch hüten. Wer will schon einen Korsen zu Beginn der Jagdsaison verägern?


    Hallo,


    Ich wohne zwar nicht auf Korsika ,habe bis jetzt aber die Zeit von Juni bis Oktober auf Korsika als Tourist erlebt.


    Bei fast all den Wanderungen in den Wäldern hat irgenwie, irgendwo immer einer Rumgeballert,besonders Schlimm ist es Samstags und im Monat September gewesen, unser Vierfüssiger begleiter läuft zu seiner sicherheit mit Glöckchen am Halsband durch die gegend.


    Die Jagdgesellschaften sind auch nicht ohne :arrow: :beer:


    Gefühlt ist auf Korsika immer Jagdsaison n///briid

  • Hallo Nico,


    Also mit etwas mehr Ruhe ein paar Pilz-Infos :


    Die Pilzsaison steht und fällt mit den ersten Regenfällen Ende Aug/Anfang Sept. Wenn es um diese Zeit ergiebig (das was so manch einer mit sintflutartig bezeichnet) regnet, kann man etwa drei Wochen später sich über eine ergiebige Steinpilzernte freuen. Es gibt hier insgesamt vier verschiedene Steinpilzarten
    - den auch aus D bekannten klassischen Boletus edulis. Er erscheint in mittleren und tiefen Lagen oft bereits im Juni, wenn die dann häufige Schlechtwetterperiode ergiebigen Regen bringt zusammen mit
    - Boletus estivalis. Diese beiden Sorten sind -meiner Ansicht nach und der der Korsen- die minderwertigen Steinpilze
    des weiteren haben wir
    - Boletus aureus (Tete de Negre) bevorzugt in mittleren und höheren Lagen bis zu 1600m. Erscheint meist Ende Sept/Anf Okt bis hin zu den ersten Frösten. Am liebsten unter Esskastanien in mittleren Lagen und in steinigen Buchenwäldern ab 1200m. Dieser Pilz ist -vor allem aus höheren Lagen- gerne wurmfrei und hat in jüngerem Zustand ein erheblich festeres Fleisch wie die anderen!!
    -Boletus pinophilus, Vorkommen und Auftreten wie aureus, allerdings eher unter Kiefern (wie der Name ja schon suggeriert)


    Pfifferlinge haben wir eher im Juni. In mittleren Lagen, bevorzugt unter Esskastanien gibt es oft eine unglaubliche Schwemme, der Boden ist gelb wie eine Krokuswiese im Frühling. Bei optimalen Bedingungen (3Tage Regen, eher mild) werden die Pfifferlinge locker 15cm im Durchmesser ohne an Geschmack zu verlieren, dann können wir um unser Gelände herum in kurzer Zeit ganze Körbe füllen. Später im Jahr finden wir eher im Nov/Dez in tiefen Lagen unsere Ernte, zusammen mit Totentrompeten und Stoppelpilzen...


    ab Ende Sept in Kiefernwäldern auch Lactarius deliciosus und Verwandte, allerdings nicht unsere Favoriten...


    ZUm Kaiserling (Amanita caesarea): er ist bis in ca. 1000m höhe weitverbreitet, meist unter Steineichen und Esskastanien. Im Gegensatz zu den meisten anderen Pilzen mag er es eher trocken (erscheint 4-5 Wochen nach ergiebigem Regen). Dieses Jahr war ein exceptionelles Jahr für den caesarea, es gab ihn körbeweise( viel Regen Ende Aug, dann lange trocken und warm). Ernten sollte man ihn, solange sein Hut noch halbkugelig und möglichst viel von der weissen Haut bedeckt ist. Ist der Hut schon aufgegangen und platt, schmeckt er eher "kellerig". Zum Unterschied des allgegenwärtigen Fliegenpilzes hat er gelbliche Lamellen und ist sonst nicht wirklich mit einem anderen Pilz zu verwechseln. die Exemplare, die man gelegentlich auf dem Markt oder im Laden findet, würde ich meiden. Sie sind fast immer in einem Zustand, in dem ich sie nicht mehr ernten würde. Den caesarea geniesst man am besten roh, mit ein wenig Zitrone und Öl als Carpacchio(die dicke weisse Haut muß natürlich weg). Der Geschmack kommt deutlich besser als beim Anbraten.


    Für (Pilz-)wanderungen sollte man tatsächlich das Wochenende vermeiden - zu viele Jäger, und auch ansonsten sich eher farbenfroh kleiden !


    erst mal liebe Grüsse


    Thomas

  • Danke Giacchetto. Das sind mal tolle Infos!


    Na da hoff ich mal auf einige Steinpilze. Schwarzköpfige hab ich bei uns noch nie gefunden, das wär doch mal was! Übrigens, schöne Strecke unten rechts.
    Und natürlich hoffe ich auch auf den Caesarea (was ein Erstfund wäre). Allerdings werden wir wohl etwas zu früh dran sein Anfang September? «schaunwermal».


    Was ich auch sehr mag sind Perlpilze (Amanita Rubescens). Gibts bei uns relativ häufig. Ich nehme an, auf Korsika kommt vor allem die Mittelmeer-Variante (Amanita Baccata) vor. Sammelst du diesen und falls ja, was sind die besonderen Unterscheidungsmerkmale zum mitteleuropäischen Perlpilz? Hat der Stiel im Ansatz auch meist Madenlöcher und röten diese? Das Fleisch soll ja insgesamt weisser sein.


    Auch der Parasol landet bei mir öfters in der Pfanne. Finde ich den auch um diese Jahreszeit?


    Ich hab grad bemerkt, dass der Thread wohl eher in die Überkategorie «Wandern/ Radfahren/ Canyoning / Tauchen u.a.m.» gehört als hierhin. Evtl. kann der Moderator diesen ja noch dorthin verfrachten. Ich werde dort nächstens noch einen Faden zum Thema «Angeln auf Korsika» eröffnen. Vieleicht hat dazu ja auch jemand Erfahrung.


    Lieber Gruss, Nico

  • Hallo Nico,


    Amanita rubescens tritt um die gleiche Jahreszeit recht häufig bis massenhaft auf, ist allerdings oft stark verwurmt, besondere Merkmale (Rotfärbung) wie gewohnt. Immer daran denken, daß A. rubescens
    im Rohzustand giftig ist !
    A. baccata ist mir bisher nicht bewußt untergekommen...soll aber wenn sehr selten sein. Parasolen gibts auch, von gelegentlich bis gehäuft. Achtung !! Verwechslung mit ähnlichen Arten der Gattung Macrolepiota, die nicht unbedenklich sind.


    Generelle Info : 1986 Tschernobyl; entgegen aller Verlautbarungen der nuklearbegeisterten französischen Regierung hat die radioaktive Wolke keineswegs an der franz. Grenze Halt gemacht. Die am stärksten radioaktiv betroffene Region Frankreichs war ---Korsika!!! Eine Tatsache, die kaum jemand bekannt sein dürfte. Ich möchte hier keinerlei Panik verbreiten (schliueßlich sammle und esse ich selber Pilze), nur eine zusätzliche Info.


    Gruss


    Thomas

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