Vielleicht kennt Mancher den Text schon aus dem alten Forum. Ich hatte ihn 2009 eingestellt, aber ich finde dieses Fleckchen Erde immer wieder so faszinierend:
Erlebnis Calanche
Manche Dinge haben ihren Reiz, dem man einfach nicht widerstehen kann.
Wir hatten mit unserer Ankunft in [definition=26]Porto[/definition] den Funtana A L`Ora
etwas außerhalb der Stadt an der Straße nach Evisa gefunden. Etwas schattig und
mit allem ausgestattet, was der Gelegenheitscamper vorzufinden wünscht.
Allerdings auch mit Preisen, die selbst beim Kauf üblicher Dinge genau 10% über
denen der Supermärkten lagen, aber die Leute dort wollen auch Geld verdienen.
Es war unser Anreisetag und wir wollten am Nachmittag gleich noch ins
benachbarte Piana, um uns nach Konzerten der einheimischen Musikgruppen zu
erkundigen. Die Fahrt ging durch die Calanche. Wir hatten sie in den
vergangenen Jahren schon einige Male durchwandert und waren ohnehin nach sieben
Stunden Nachtfähre ab Savona und der Fahrt von über Ponte Leccia – Scala
di Santa Regina – Casamozza nach [definition=26]Porto[/definition] ziemlich fertig, und würdigten sie nur
weniger Blicke – „kennen wir doch schon …“
Am übernächsten Tag fuhren wir nach Evisa, wanderten durch den Foret de
Aitone und machten einen „Abstecher“ von 70 km über Sagone/Cargese. Wieder
kamen wir auf dem Rückweg durch die Calanche. „Wenigstens einmal kurz
aussteigen“, war mein Vorschlag und meine Frau Marianne ließ sich überreden.
Und dann geschah das Faszinierende, das wohl jedem Besucher dieses
Naturschauspiels widerfährt:
Im Schein der späten Nachmittagssonne leuchtet dieses Meer bizarrer
Felsformationen teils dunkelrot, teils in schwarzen, Geheimnis ausstrahlenden
Schatten. Uns überkommt wie immer das Gefühl des Betrachters, dem angesichts
dieser gewaltigen Kulisse kurzzeitig der Atem stockt. Man fühlt in dieser Welt
aus Felstürmen, Zacken, Graten und die Form von Gestalten annehmenden Formationen
das Herz höher schlagen. Ehrfürchtige Beklemmung breitet sich in der
Wahrnehmung aus, die sich nach dem ersten Erstarren mit leiser Stimme entlädt:
„sieh mal, ist das nicht gewaltig.“ Ein simpler Satz, der doch so viel aussagen
möchte. Zur linken Seite die tiefe Schlucht, aus der die Felsen in den Himmel
ragen. Abgegrenzt durch ein niedriges Mäuerchen schlängelt sich die Straße in
vielen Windungen durch dieses Felsengewirr. Überall staunende Blicke der vielen
Betrachter. Hört man über ihre fröhlichen Gespräche hinweg, fühlt man die
erhabene Stille, die seit Jahrtausenden die Calanche zu einem Ort des Erkennens
der Urgewalten unserer Erde macht. Wir wandern, staunen, fotografieren und
versuchen vergeblich, jeden Blick auf dieses Naturwunder in uns aufzusaugen. Bis
wir an dem einzeln und frei stehenden Felsen angekommen sind, dessen Form einer
gefalteten Rosenblüte ähnlich ist. Damit sind wir fast am Ende des Weges durch
die Calanche angekommen, obwohl wir doch nur… Sie hatte unbemerkt all unsere
Sinne gefangen genommen, aber nun entschließen wir uns zum Rückweg. Wieder mit
staunenden Blicken, immer wieder neuen Aussichtspunkten und als wir an unserem
Auto angekommen sind, wissen wir, dass wir süchtig sind. Nach Korsika, nach der
Calanche und genauso nach den unzähligen anderen Naturschönheiten der „Ile de
Beauté“, von denen wir nie wieder behaupten werden: „Kennen wir doch schon.“
EDIT KFT: Ortsname wurde geändert, Folgebeitrag wg. falschem Ort also obsolet => gelöscht!