Schneeschuhtour am Monte Renoso

  • Hallo,


    das perfekte Frühlingswetter -oder sollte ich eher Spätwinterwetter sagen?- hat uns dazu verleitet am letzten Mittwoch mit den Schneeschuhen in Richtung Monte Renoso aufzubrechen. Die Schneefälle vom Osterwochenende hatten den Bergen einen frischen, blendendweißen Anstrich verliehen. Das und der tiefblaue wolkenlose Himmel bescherten uns einen traumhaften Tag in der verschneiten Hochgebirgswelt Korsikas. Ausser uns ( meine Wenigkeit und ein weiteres Forumsmitglied der ersten Stunde) war fast niemand unterwegs.
    Die Zufahrt zur Skistation Capanelle und der Parkplatz selber waren komplett schneefrei, direkt an der Parkplatzgrenze konnten wir dann aber schon die Schneeschuhe anlegen. Allerdings muß ich zugeben, daß das Gelände und die Schneeverhältnisse ( ca.15cm Neuschnee auf einer verfirnten Unterlage) im Aufstieg für Schneeschuhe grenzwertig war, in den steileren Passagen gerieten sie eindeutig an ihre Grenzen. So entschieden wir uns nach einer Vesperpause am Lac de Bastani es gut sein zu lassen auf den Gipfel zu verzichten.


    Die beigefügten Bilder mögen euch einen kleinen Eindruck von diesem Tag vermitteln. Auf dem (Panorama-)Bild 6 erkennt man etwas rechts der Bildmitte den Gipfel des Monte Renoso und links der Mitte in der Senke den noch komplett zugefrorenen Lac de Bastani. Im Bildhintergrund die Crete de Taoria, die Punta di Capella und den Gratverlauf des GR zwischen Refuge Prati und Usciolu.


    Gruss
    Thomas

  • Salute,


    Schnee, tiefblauer Himmel und ab in die Berge, auch ich konnte mich nicht mehr bremsen:


    Blick bis San Pedrone (2), Parkplatz beim Refuge (1), Lac Bastiani (4) und da treffe ich in der Ferne zufällig noch einen Schneeschuhverrückten!(3)
    Viele Grüße
    Helen


  • Ja, selbst die guten alten MSR waren leicht überfordert. Meine Begleitung war auf TSL unterwegs und da war die "performance" noch deutlich schlechter - was aber nicht an der Begleitung sondern an den TSL selber lag....


    Gruß
    Thomas

  • daß das Gelände und die Schneeverhältnisse ( ca.15cm Neuschnee auf einer verfirnten Unterlage) im Aufstieg für Schneeschuhe grenzwertig war, in den steileren Passagen gerieten sie eindeutig an ihre Grenzen. So


    Kannst Du das bisschen konkreter beschreiben, was war da grenzwertig -- seit ihr weggerutscht, tief eingesackt oder wie?
    Wie steil war das Gelände?


    Ich liebäugele ja auch mal mit eine Besuch im Frühjahr (Schneeschuhtouren und Sportklettern), mich interessiert v.a. wie die Schneebeschaffenheit typischerweise ist auf dem Gebirge im Meer.
    Wie informiert ihr Euch vor der Tour, meteofrance? Gibt es da im Frühjahr noch ein Lawinenbulletin bzw. sind (Naß-) Lawinen überhaupt noch ein Thema im April/Mai?
    Ich kenne in der Hinsicht nur die Alpen...

  • flachlandtiroler:


    Hallo Martin,


    die Schneebeschaffenheit sah folgendermassen aus: eine kompakte, gut verharschte Altschee-/firndecke. Darauf eine ziemlich frische, etwa 15-20cm dicke Schicht aus "neige roulee" ( da fehlt mir doch jetzt das Wort auf deutsch....), das ist der Schnee mit der Beschaffenheit von kleinen Styroporkügelchen. Dieser frische Schnee war zwar durch den Tauen/Gefrierenzyklus der letzten Tage einigermassen in sich verfestigt, hatte aber kaum Bindung mit der Altschneeschicht.


    Am frühen Morgen im Aufstieg war alles kein Problem, auch die steileren Passagen liessen sich gut direkt gehen. Am frühen Nachmittag im Abstieg, war diese Schicht dann ziemlich sulzig. Ein direktes Absteigen war nahezu unmöglich und auch in absteigenden Querungen (eh schon immer unangenehm) neigte diese Schicht dazu komplett wegzurutschen. Obwohl die MSR entlang der Längsseiten Harschkrallen besitzen, waren diese nicht in der Lage in die stabile Altschneedecke zu greifen. Zudem stollte der Schnee recht massiv an (etwas was ich so bei den MSR noch nicht beobachtet hatte). D.h. man "schob" den "Teig" aus neige roulee immer ein Stück talwärts bevor der Schneeschuh irgendwann doch griff... anstrengend, mühsam und nicht immer ein Gefühl von Sicherheit vermittelnd.
    An sich ist das Gelände nicht wirklich zu steil, in Verbindung mit den frühlingshaften Schneeverhältnissen aber wie gesagt grenzwertig. Die TSL, denen die längsseitigen Harschkrallen fehlen, waren naturgemäß im Nachteil.


    Zu Informationen über die Schneelage empfehle ich das" bulletin neige avalanche" von meteo.fr, ebenso wie die Seite "enneigement massifs" (wird momentan noch täglich aktualisiert) und die hier schon mehrfach erwähnten Seiten des PNRC RANDOBLOG P.N.R.C sowie Les conditions en montagne . Lawinen sind in der Tat ein Thema, obwohl sie selten die Größe ihrer Schwestern in den Alpen erreichen. Auch jetzt, direkt nach den Osterschneefällen wurde gerade vor Nass-Schneelawinen gewarnt.
    Erfahrungsgemäß ist die erste Februarhälfte recht schneesicher, mit dem Nachteil der kürzeren Tage und des wankelmütigen Wetters. Nach den starken Schneefällen Ende Januar wurde allerdings kurzfristig Lawinenstufe 5 ausgegeben!!


    Die Schneebeschaffenheit variiert stark, oft gibt es starke Windverfrachtungen und Wächtenbildung. Die auch im Winter kräftige Sonne weicht den Schnee in den Mittagsstunden kräftig an, in der Nacht gibt es dann oft strengen Frost. Auf unserer Winterbegehung des GR vor einigen Jahren wechselte die Schneebschaffenheit oft innerhalb weniger Meter zwischen Pulver, vereistem Firn und Sulz, in manchen Waldpassagen waren wir gezwungen komplett mit Steigeisen zu gehen. Je weiter es in das Frühjahr hineingeht, desto unvorhersehbarer werden die Bedingungen.


    Scheeschuhtouren und Skitouren findest du beschrieben z.B in den Buch" l'alta strada" vom PNRC oder "corsica bianca" aus dem Albiana Verlag. Bei Bedarf auch Informationen von mir direkt.


    liebe Grüsse


    Thomas

    • Offizieller Beitrag

    Kannst Du das bisschen konkreter beschreiben, was war da grenzwertig -- seit ihr weggerutscht, tief eingesackt oder wie?
    Wie steil war das Gelände?


    Hallo Martin,


    ich ergänze mal den Bericht von Thomas um den Begriff "alte MSR" herum ...


    Die Schneeschuhe von MSR waren bis vor einigen Jahren die einzigen auf denen ich eine Querung mit mehr als 30° überhaupt in Angriff nehmen konnte/wollte (sofern die Umstände das denn zulassen!!).
    Das Alleinstellungsmerkmal der "alten MSR" war die um ca. 2,5cm hervorstehende Doppel-Reihe von Harscheisen auf der nahen Außenseite entlang etwa 75% der Schneeschuhlänge! :appl:
    Damit sitzt üblicherweise jeder Tritt sicher bei "Querung"! n///briid
    Gepaart mit woanders nicht wiederzufindenden starken/wirkungsvollen Krallen unter den Vorfuß-Ballen eben echte alpin-taugliche Schneeschuhe!
    Damals ... seit eben etlichen Jahren baut auch MSR um auf "Mainstream" - so wie alle anderen Anbieter es schon vorher machten ...


    Ich wüsste derzeit keinen Anbieter mit Modellen auf denen ich mich derart sicher fühlen würde wie auf meinen "alten MSR"! th()oo
    MSR hat die Harscheisen zwar jetzt auf den vollen Umfang des Schneeschuhs "erweitert", aber halt nur mit etwa halber Höhe!
    Und damit das von Thomas oben beschriebene Problem des Durchtretens der wie immer auch gearteten Neuschneedecke auf "griffigen" (darf aufgrund der Krallen der "alten MSR" auch sein: vereisten!) Untergrund deutlich weniger gut gelöst als Jahre zuvor ...


    Mein Fazit:
    wenn ich derzeit mir neue mir wie gewohnt alpin-taugliche Schneeschuhe zulegen wollte - ich wüsste kein einziges Modell! th()oo


    Aus Schneeschuhorum
    Ernest


    PS: dazu passt auch ein Kommentar vom renommiertesten örtlichen Schneeschuh-Verkäufer in HD:
    "Schneeschuhe sind nicht mehr DER Hype, alle Anbieter versuchen nur noch "billichbillich!" c$i/ng


    PS2: ich habe noch 2 Paar "alte MSR" + kenne jemanden mit einem weiteren Paar "alte MSR" ... :dancer:

  • Hallo Ernest,


    meine MSR sind ebnfalls noch die "alten". Habe in diesem Winter nur die Bindungsriemen austauschen müssen, da sie nach fast 20 Jahren komplett mürbe und brüchig waren, wohlgemerkt nach 20 Jahren....


    Gruss
    Thomas

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