Unwetter auf dem GR

  • aktuelle Info:


    heute nachmittag hat ein schweres Unwetter im Cirque de la Solitude mindestens drei Wanderern das Leben gekostet, zwei weitere schwer verletzt, eventuell weitere Wanderer vermisst.
    Ein Gewitter mit starken Regenfällen hat wohl eine Geröll-Lawine ausgelöst und den Cirque in einen Wildbach verwandelt.


    näheres hier VIDÉO. Trois morts et deux blessés sur le GR20 | Asco | und auch hier : Drame d'Ascu : ce que l'on sait de l'accident mortel sur le GR20 - France 3 Corse ViaStella


    laut CNI Asco : Les recherches se poursuivent pour retrouver les randonneurs emportés par l'éboulement werden aus der Gruppe noch drei weitere Wanderer vermisst.


    Thomas

  • neueste Informationen auf via stella bestätigen die Lokalisierung eines vierten Todesopfers. Der Leichnam ist wohl weit unterhalb des GR-Verlaufs entdeckt worden. Über die Anzahl der weiteren Vermissten besteht anscheinend noch immer Unklarheit.


    Bei aller Tragik stellt sich aber doch die Frage, warum die Wanderer so spät am Nachmittag bei der bekannt instabilen Wetterlage noch mitten im cirque unterwegs waren.


    Gruss
    Thomas

  • Die Frage des späten Aufbruchs und Missachtung der Wettervorhersage mancher Bergsteiger stelle ich mir schon länger (und nicht nur bei den Bergtouren in Korsika). Ist es der Zeitdruck eines auf wenige Tage beschränkten Urlaubs, wo man unbedingt das vorgenommene Programm durchziehen will/zu müssen glaubt? Der Gruppendruck? (bei geführten Gruppen oft ja auch eine Frage des Preises, - der Konsument will das kriegen was er bezahlt hat!). Oder einfach Unwissen und Ignoranz? Immer wieder heisst es von Seiten der Bergrettung (vom Großglockner bis zum Himalaja) dass manches mit gesundem Menschenverstand (und Respekt vor den Bergen under Natur) vermeidbar gewesen wäre.
    Ich kenne Korsika noch aus der Zeit, wo es weder den GR 20 noch Hütten gab (dafür aber noch Erstbegehungen machbar waren :bergheil: , wir hatten immer einen Riesenrespekt vor den Gewittern und dem entsprechenden blitzartigen Wasseranstieg in den sonst harmlosen Bächen. Damals waren die Wettervorhersagen noch nicht so gut und zuverlässig wie heutzutage, manchmal haben wir auch auf eine größere Tour verzichtet, weil es uns zu unsicher erschien. Gerade in dem Gebiet um Asco sind die Gewitter oft unverhältnismässig stark und heftig.


    Mein Mitgefühl gilt im vorliegenden Fall den Hinterbliebenen.
    LG Artis

    • Offizieller Beitrag

    Salute,

    Zitat

    Bei aller Tragik stellt sich aber doch die Frage, warum die Wanderer so spät am Nachmittag bei der bekannt instabilen Wetterlage noch mitten im cirque unterwegs waren.

    die Frage stelle ich mir auch immer wieder. Einem Bericht nach sind die Wanderer vorm Einstieg sogar noch auf das drohende Unwetter hingewiesen worden. Die verunglückten Personen scheinen alle um die 30 Jahre gewesen zu sein. Ich kenne dies aus meiner Praxis. Man warnt jemanden, die Leute gehen trotzdem und wenn man Sie wiedertrifft sind sie ganz stolz das sie es trotz Warnung gemacht haben. Ich denk mir da meinen Teil...


    Jetzt haben Sie den Cirque erst einmal bis auf weiteres gesperrt.
    Die Gendamerie hat ein Foto veröffentlicht wo genau sich das Unglück ereignete.


    Dies ist ein wirklich extrem gefährliches Stück vor allem bei schlechtem Wetter einige Glatte Felsen dazu überall Geröll. Da gibt es dann einmal im Rutschen kein halten mehr.

    Zitat

    Ist es der Zeitdruck eines auf wenige Tage beschränkten Urlaubs, wo man unbedingt das vorgenommene Programm durchziehen will/zu müssen glaubt? Der Gruppendruck? (bei geführten Gruppen oft ja auch eine Frage des Preises, - der Konsument will das kriegen was er bezahlt hat!). Oder einfach Unwissen und Ignoranz?

    Naja meiner Erfahrung nach doch meistens, wie scheinbar auch in diesem Fall, Unwissen und Ignoranz, geparrt mit dem sich selbst gestellten Zeitrahmen (Z.B, Eine Woche und der Flieger wartet nicht).


    "(bei geführten Gruppen oft ja auch eine Frage des Preises, - der Konsument will das kriegen was er bezahlt hat!)"



    In der Regel sollte jeder Veranstalter in seinen AGB´s stehen haben, zitiere mal aus meinen: "Rücktritt unsererseits: Ferner behalten wir uns vor bei höherer Gewalt (Natur, Politik, etc.) die Veranstaltungen abzusagen.... wenn er den besonderen Erfordernissen der Veranstaltung nicht entspricht (Gesundheit, körperliche und psychische Verfassung etc.)." Ein erfahrener Guide wäre nie um diese Uhrzeit mehr mit seiner Gruppe da durch. Um die Uhrzeit habe ich bei dieser Etappe schon geduscht und esse schon eine Eis! Bei uns kommt es immer wieder mal vor das wir einzelnen Passagen aus den verschiedenen Gründen nicht gehen und Alternativen vorschlagen. Klar gibt es da auch immer wieder mal den einen oder anderen der Versucht dagegen zu steuern, aber wie sage ich dann so gerne:"Es gibt Keine Demokratie in den Bergen!." Ich Biete dann jedem an in den folge Jahren, wenn er noch mal auf Korsika ist, die Passage nachzuholen. Leider gibt es halt doch Menschen die sich das dann für dieses eine Jahr vorgenommen haben und auch abhaken wollen und dann schwer enttäuscht sind. Die Natur ist aber doch immer stärker.


    Nicht so durchsetzungsstarke Personen, das gebe ich zu, erliegen auch mal dem Gruppendruck. Auch gibt es einige "Große" Veranstalter die Ihre Guides dann nur für die eine Tour einfliegen und die "aktuellen" Gegebenheiten vor Ort nicht richtig einschätzen.

  • eric:
    Wie ich lese ist dir diese Problematik gut vertraut. Möglicherweise ist es ja auch oft eine "Gratwanderung" zwischen den Interessen der Wanderer und den Erfordernissen der Veranstalter/Wanderfüher usw., die ja auch irgendwie - vor allem auch finanziell - (über)leben müssen.
    Erfahrene Bergführer verzichten oft vernünftigerweise zu Gunsten des realen "Überlebens" und müssen manchmal auf Einnahmen verzichten. Bei großen Veranstaltern (wo die gesamte Reise mit dem Begehen des GR 20 angeboten wird) ist die Entscheidung vor Ort vielleicht manchmal schwierig (vor allem, wenn das Wetter dann nicht so schlecht wird wie vorausgesagt, dann gibt es oft noch Vorwürfe von Seiten der Teilnehmer).
    Im gegenständlichen Fall aber waren sowohl der Zeitpunkt des Aufbruchs als auch die Entscheidung trotz Wetterwarnung zu gehen offensichtlich schon falsch.


    Ich wünsche allen Korsikawanderern eine schöne unfallfreie Zeit in den Bergen (und im Zweifelsfall lieber einmal herunten bleiben, als etwas riskieren. Der Berg steht nächstes Jahr auch noch da!)
    LG Artis

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