Korsika - wie selbständig ist/war es wirklich und inwieweit wurde es schon immer dominiert

  • un unser Gelände herum ist der größte Teil des Waldes in Privatbesitz, allerdings weiß niemand mehr so genau wo seine Parzelle aufhört und die des Nachbarn beginnt. Und das Katasteramt ist da auch nicht unbedingt hilfreich. Manches ist auch communale, weiter oben dann viel in der Hand des ONF.

    und nun lassen wir mal jemanden auf die Idee kommen, das alles zu roden. Welch Geschrei würde da ertönen?

    Wenn der Korse einen Baum fällt, holt er sich meistens nur den Stamm und die dickeren Äste, den Rest lässt er einfach liegen. Aber wehe!! jemand käme auf den Gedanken, sich an dem durchaus sehr brauchbaren übrig gelassen Holz zu bedienen.. dann gibt's richtig Zoff.

    • Offizieller Beitrag

    Eben, man merkt, dass es da noch an einem wirklichen Grundverständnis für Effizienz fehlt. Nun komm Du mal mit der Idee "Reaktivierung landwirtschaftl. Flächen mit organisierter Rodung" daher.

    Da brennen die lieber den Wald ab.


    Update: Nach nochmaligem Lesen wurde mir klar, dass der erste Satz missverstanden werden kann. Ich würde ihn genau so nimmer formulieren.

  • Gerne laden wir die Teilnehmer (und interessierte) dieser Diskussion zur mal praktischen Arbeit in Sachen Baumfällung, Baumpflege , Vorsorge Brandschutz, Anpflanzungen, Bewässerung, Selbstversorgergärten etc.etc. ein - so richtig loszulegen! Unser Grundstück ist recht groß


    Als traditionelles korsisches Fitnessstudio ist es im Frühjahr und Herbst ganztags geöffnet, frische Luft und Abnahme überflüssiger Kilo wird garantiert! Gefragt ist momentan Brennholz für den Winter, sicherer Umgang mit diversen Äxten und Kettensäge vorausgesetzt! Dann müssten noch die Natursteinmauern gepflegt werden ………..


    Nach diesen praktischen Erfahrungen freue ich mich dann auf die vielen Ratschläge der Teilnehmer in diesem Forum was denn die Korsen so alles ( für andere) besser machen könnten …..

    • Offizieller Beitrag

    Ömmm, ich wurde wohl falsch verstanden. Ich habe überhaupt gar nicht im Sinn, den Korsen etwas vorzuschlagen, zumal ich gar keine Ahnung davon habe.

    Das Wort "Effizienz" mochte diesen Eindruck wohl entstehen lassen.


    Ich warf meine Gedanken nur ein, weil in obigem Artikel alles so wunderbar einfach dargestellt wurde und ich diese Inhalte in Zweifel stelle.


    So wirklich konstruktiv trägst Du in die Diskussion ja auch nicht wirklich etwas bei, Gèrard. Das wird wohl auch schwierig werden, weil sonst wüssten gute Ideen längst schon Andere.

    Magst Du vielleicht außer dem Späßchen etwas sagen? Oder hältst Du diese Diskussion für ebenso müßig wie ich?

    Ansich bringt sie nämlich herzlich wenig, weil wir letztendlich........................... null Ahnung haben.


    LG

    wolfgang

  • Ich gebe keine Ratschläge, ich stelle lediglich fest dass es sich aus meiner Sicht um romantische Vorstellungen handelt, da ich als bürokratischer Dienstleister mehrere Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland betreue und mir der europäische Agrarmarkt vertraut ist. Regionaler Vertrieb ist sicher möglich aber schwierig. Mein Hühnerbaron hat drei Jahre gebraucht, bis der Eierverkauf im Umland mit Automaten und Supermärkten Gewinn abgeworfen hat. Alleine davon Leben kann er immer noch nicht.

    Aber bitte ich möchte auch nicht als Realist unnötig auffallen!

    Baumfällen mit dem Kettenmoped kann ich im Übrigen selbst, da brauche ich kein Seminar zu!

  • Danke für die Antwort Wolfgang – in der Tat irritierte mich das Wort Effizienz und einige andere blauäugige Anmerkungen zu den Bedingungen in der korsischen Landwirtschaft. Die - soweit ich das beurteilen kann – sehr schwierig sind. Es fehlt an verfügbaren Flächen und insbesondere an jungen Menschen, die Interesse an Landwirtschaft haben. Das ist sicherlich auch auf den Kontinent so, aber auf einer relativ kleinen Insel nochmal schwieriger.


    Wir pflegen seit langer Zeit unser Grundstück auf Korsika und wir versuchen all die zuerst genannten Aufgaben jedes Jahr zu bewältigen. Das ist richtig Arbeit und ich fluche viel über die schnell wachsenden Brombeerhecken, Weißdorn, Adlerfarm etc. Trotzdem war mein kleiner Beitrag natürlich ironisch gemeint – aber warum sollte man nicht mal seinen Urlaub ganz anders gestalten und etwas Neues ausprobieren?

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die Antwort Wolfgang – in der Tat irritierte mich das Wort Effizienz und einige andere blauäugige Anmerkungen zu den Bedingungen in der korsischen Landwirtschaft. Die - soweit ich das beurteilen kann – sehr schwierig sind. Es fehlt an verfügbaren Flächen und insbesondere an jungen Menschen, die Interesse an Landwirtschaft haben. Das ist sicherlich auch auf den Kontinent so, aber auf einer relativ kleinen Insel nochmal schwieriger.


    Wir pflegen seit langer Zeit unser Grundstück auf Korsika und wir versuchen all die zuerst genannten Aufgaben jedes Jahr zu bewältigen. Das ist richtig Arbeit und ich fluche viel über die schnell wachsenden Brombeerhecken, Weißdorn, Adlerfarm etc. Trotzdem war mein kleiner Beitrag natürlich ironisch gemeint – aber warum sollte man nicht mal seinen Urlaub ganz anders gestalten und etwas Neues ausprobieren?

    Ich danke Dir für diesen Beitrag.

    Neues: Meinst Holzhacken? Grins

  • Hallo,

    es ging doch im Ausgangszitat darum, dass man mit Sonne, Wasser und fruchtbaren Land aus Korsika wieder eine wohlhabende Region machen könne.

    Insofern sind die obigen Beiträge größtenteils genauso realitätsfern wie der Artikel.

    Keine Region dieser Welt kann man mit Sonne, Wasser und fruchtbarem Land zu einer reichen Region machen. (Vom Gegenteil lasse ich mich gerne überzeugen!).

    Und die landwirtschaftliche Nutzfläche wird auch nicht größer, wenn man über die brachliegenden Flächen schreibt, die früher genutzt wurden. Der Nutzflächenanteil bleibt auch bei 14 %. Mehr ist einfach nicht. Von der Kleinräumigkeit ganz zu schweigen. Ist schon die EU-Landwirtschaft größtenteils auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig, ist es die korsische schon gar nicht. Außerdem, wenn 1,2 oder gar 5 der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind, was macht dann der Rest? Schon daran wird der Unsinn der Behauptung, das man mit der Bewirtschaftung von fruchtbarem Land (das man auch nur sehr wenig hat) eine reiche Region schaffen kann, deutlich.

    Das Geschwurbel über die Steuern, die Beamten und die Minen und Industrie kann man einfach nicht ernst nehmen. Eigentlich ist es schade um die Zeit, sich damit auseinanderzusetzen.


    Gruß

    Hans

  • Ich habe nun auch die oben genannte FB-Seite durchforstet und erkenne da wenig fundierte Infos.

    Hallo wolfgang, das mit FB erstmal überhaupt nichts zu tun. Der Text könnte auch sonst wo stehen. Der Text, egal wo veröffentlicht, steht für sich und zeigt den (eingeschränkten und korsisch getrübten) Blick auf die wirklich wundervolle Insel. Wir Menschen sind eben große Meister im Schönreden, aber das Absetzen der rosaroten Brille und damit der unverklärte Blick für die Realitäten ist wichtig.


    Viele Grüße und einen guten Wochenstart


    Jürgen

  • Hallo zusammen,


    ich habe mir nicht die Mühe gmacht, die ganzen Berichte der letzten Tage zu lesen, lediglich ein paar Auszüge. Über einige der Kernforderungen wurde hier glaube ich noch nicht gesprochen. Der Großteil der Nationalisten fordert ja die Gesetzgebungsbefugnis für Korsika, darunter in den Bereichen Sprache (Korsisch als zweite Amtssprache), eine korsische "Staatsbügerschaft", die dann Auswirkungen auf den Erwerb/Besitz von Grund und Boden sowie Beschäftigung (beides natürlich bevorzugt dann für Korsen) haben soll und außerdem noch die Kompetenz, Steuern selbst festlegen zu können.


    Insbesondere der Teil mit der korsischen Staatsbürgerschaft und den sich daraus ergebenden "Sonderrechten" für Korsen steht in meinen Augen allerdings in krassem Gegensatz zu den Werten und Vorstellungen der EU.


    Die verschiedenen Nationalistischen Parteien/Vereinigungen scheinen auch noch durchaus unterschiedliche Ansichten darüber zu haben, was "Autonomie" denn nun genau bedeuten soll. Und wer legt dann fest, wer ein "echter Korse" ist? Polynesien (das vom Innenminister als mögliche Oreintierung ins Spiel gebracht wurde) besitzt eine ganze Reihe der geforderten Rechte, jedoch wird dort ein "polynesisches Volk" von der Zentralregierung in Frankreich nicht anerkannt, man spricht lediglich von der "Überseebevölkerung". Das, was die Vertreter des französischen Staates ins Spiel gebracht haben, entspräche eher einer weitergehenden Dezentralisierung, denn einer wirklkichen Autonomie. Für eine echte Autonomie Korsikas müsste die französische Verfassung geändert werden, wofür eine Dreifünftel-Mehrheit im Parlament notwendig wäre.


    In dem Zusammenhang wird natürlich auch davor gewarnt, hier nicht ein Exempel zu statuieren, welches in weiteren französischen Regionen neue Begehrlichkeiten wecken könnte.


    Und lassen sich die Probleme Korsikas (Armut, Lohnniveau, Arbeitslosigkeit, Grunstückspreise) durch ein neues Statut einfach so ändern oder lösen?


    Das, was dem französischen Staat so vorschwebt, ist eine Aufteilung der Kompetenzen. Hoheitliche Aufgabe, wie Justiz, Polizei und Militär blieben beim Staat, einige andere Zuständigkeiten werden auf die Reginalregierung übertragen, jedoch unter der Kontrolle eines Vefassungsrichters. Also sowas wie eine legislative Autonomie.


    Und dann muß man natürlich erstmal noch schaiuen, was bei den Präsidentschaftswahlen im April rauskommt...


    Alles in allem ist das irgendwie noch ziemlich diffus, wie ich finde. Auch die Vorstellungen der Verantwortlichen in Paris und der Nationalisten auf Korsika bzgl. des Begriffes "Autonomie" scheinen sehr unterschiedlich zu sein, Man darf gespannt sein...


    Eine wirtschaftliche Autarkie Korsikas wäre sicherlich möglich, wenn man bereit wäre, auf viel Wohlstand zu verzichten, eine zunehmende Verarmung in Kauf zu nehmen, wieder bereit wäre, mühsam mit Esel und Handerkszeug die unzugänglichen Äcker an den Bergen zu bewirtschaften, für Lebensmittel wesentlich mehr Geld auszugeben únd allgemein den Lebensstandard zu senken. So hat sich das aber wahrscheinlich niemand vorgstellt...


    Grüße

    Georg

    Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Der Ausschluss von Bürgern der EU beim Erwerb von Grundbesitz und Arbeit verstößt klar gegen die Freizügigkeit innerhalb der EU. Vorbild könnte das österreichische Model sein, hier kann die Gemeinde festlegen, ob bei Nutzung einer Zweitwohnsitzwidmung möglich ist. Sprich ich kann z.B. in St. Anton Eigentum erwerben, muss aber meinen Erstwohnsitz dort anmelden und arbeiten. Ferienimmobilien gehen in den meisten Fällen nicht mehr, anders als auf Sylt. Dazu gibt es auch ein italienisches Projekt, bei dem man in alten verlassenen Dörfern Häuser bzw. Hausreste erwerben kann und dort leben und arbeiten muss. Die Gentrifizierung ist kein ausschließlich komisches Problem.

    Auch die Steuerhoheit ist über die sogenannte europäische Konzernverrechnung ein stumpfes Schwert. Niemand investiert auf der Insel, wenn Zustände wie in einer Bananenrepublik herrschen.

    Und was mich wirklich interessiert, was wollen den die jungen Menschen von der Insel?

  • Und was mich wirklich interessiert, was wollen den die jungen Menschen von der Insel?

    Rein politisch gesehen, scheinen sich viele von den Nationalisten angesprochen zu fühlen. Mehr jedenfalls, als von den klassischen Parteien. Neben der hohen Jugenarbeitslosigkeit und der Perspktivlosigkeit hinsichtlich Immobilien-/Grunderwerb scheinen aber auch die "großen" Themen wie Klimawandel und Umweltschutz eine Rolle zu spielen.


    Grüße

    Georg

    Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

    • Offizieller Beitrag

    Danke Georg für deinen Beitrag #30,

    dieser Beitrag erwähnt viele der Fragen, welche auch ich habe und ich denke diese Fragen zu lösen, da Bedarf es wirklich kompetenter Menschen, die auch "Entscheidungsgewalt" über die beschlossenen/ besprochenen Dinge haben. Deren Umsetzung wird jedenfalls ein riesen, bürokratischer "Rattenschwanz".


    Ich habe aus den tiefen des Kellers extra nochmal das Buch "Regionalismus als soziale Bewegung", "Westeuropa, Frankreich, Korsika: Vom Vergleich zur Kontektanalyse" von Dirk Gerdes geholt. Okay, es ist von 1985, aber irgendwie erinnerte mich die aktuelle Situation an die heutige.


    ABER, warum sollte "Unabhängigkeit" (welche?/ in welchem Ausmaß?) nicht auch für Korsika funktionieren. Was ist mit Monaco? Da gibt es auch Unabhängikeiten und Abhängigkeiten von/zu Frankreich. Oder Andorra, Lichtenstein, San Marino oder gar der Vatikanstaat? Alle haben ihren jeweils historischen Werdegang in Bezug auf ihre "Unabhängigkeit" und stehen dennoch (friedlich) in mehr oder weniger engen Beziehungen ("Abhängigkeiten") ihrer Nachbarländer. Stichwort Monaco und EU-Zollgebiet (1963), freier Warenhandel, Personenfreizügigkeit,.... alles kann, nix muss,.... die Frage, ab wann ist man "Unabhängig" in einer immerwährenden "Abhängigkeit"? Politisch gerade -nicht nur hier im Korsika-Forum- eine sehr wichtige Frage, die auch immer nur im historischen Kontext verstanden/ geregelt werden kann. Ich glaube jedenfalls, wo ein WILLE, da ist auch ein WEG und ich bin froh dies nicht entscheiden/ abwägen zu müssen,....


    So, eigentlich wollte ich mich nur für den Beitrag von Georg bedanken und hatte beim letzten Absatz (komischerweise?) den Gedanken: Die sogenannten "Eigenverantwortlichen Schulen": "Mit der Einführung der Eigenverantwortlichen Schule 2007 haben die Schulen erweiterte Freiräume und Verantwortungen in pädagogischen, organisatorischen, personellen und fiskalischen Bereichen erhalten." --> zu welchem PREIS? Ich glaube es ist/ war ein hoher Preis,....;- ähnlich eben wie beim letzten Absatz von Georg;-) So darf und sollte "Eigenverantwortung"/ "Unabhängigkeit" jedenfalls nicht ENDEN, nicht für Korsika;-)


    Daniel

  • Heute ist ein Bericht im CM, in dem die Leute im Café befragt wurden, was sie zum Thema Autonomie denken. Hier ein paar durchaus interessante Zitate bzw. darin enthaltene Aspekte:


    "Eine Verwaltungsautonomie, warum nicht. Aber auch kein Blankoscheck. Im heutigen Korsika weiß man, dass es Leute gibt, die sich für den Geldsegen interessieren, der damit einhergehen würde. Ganz zu schweigen von dem Druck auf öffentliche Aufträge. Vielleicht haben wir noch nicht die nötige Reife. Wir sollten bereits damit beginnen, die Probleme zu lösen, die wir mit den Fähigkeiten, die wir bereits haben, lösen können."


    "Aber was glauben Sie denn? Wir brauchen Frankreich. Die neue Generation hat nicht das erlebt, was wir erlebt haben. Bei der Autonomie weiß man nie, wo man den Cursor (Anm.: Regler, Zeiger, i.S.v. Schwerpunkt) setzt. Bei der Gesundheit, den Renten, der Krankenversicherung, wie würde das aussehen?".


    "Die Autonomie? Da müsste man uns schon genau erklären, was das bedeutet, was wir wollen und was wir damit machen könnten.''


    "Glauben Sie nicht, dass wir auf Korsika schon genug erlebt haben? Wenn es nur darum geht, wieder weinende Mütter und Kinder hinter Gittern zu haben? Gewalt bringt nichts"."


    Zur Einschätzung: die Zitate stammen alle von älteren Leuten (60+).


    Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

    Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Schorschi ()

  • Wie immer, ein paar Terroristen Ähm Freiheitskämpfer zünden die mehr oder minder hoffnungslose Jungend an, um dann Ihren Geschäften weiter ungestört nachzugehen. Bekanntes Muster. Letztendlich bei allem Interesse und Vorliebe die ich für die Insel habe, vielleicht müssen Sie einfach auf die Fresse fallen. Investoren mögen Rechtssicherheit, Touristen (ohne Wertung) Sicherheit. Arbeitsplätze schafft man in einer globalisierten Welt nicht nur rückwärts gewandtes Denken. Mal sehen wie es weiter geht…..

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