Da die Schneelage im Gebirge nach wie vor außerordentlich gut ist, haben wir die Feiertage genutzt, um ein paar Touren zu machen, die hoffentlich auch den letzten überzeugen, dass Korsika eben doch ein Urlaubsort für Winterurlaub sein kann. Wer keine Korsen mag, wer keine Touristen mag, oder wer beides nicht mag (soll es ja auch geben), der kommt zu dieser Jahreszeit im Gebirge voll auf seine Kosten. Es braucht ein Paar gute Alpin-Schneeschuhe und (Leicht-) Steigeisen, letztere nur wenn man höher hinauf möchte. Viel wichtiger ist aber die Thermos mit heißem Glühwein.
Am Gipfel der Cimatella (ein Zweitausender, der westlich über dem Nino-See liegt) knapp bevor der Nebel alles einhüllte. Wir haben die Cimatella, das Capu a Moneta, den Monti Cervellu, den Monte Sant'Eliseu und die gleichnamige (aber nicht benachbarte) Punta begangen - falls jemand sich Anregungen holen möchte.
"la croix d'Ortu" hoch über Ortu - unser Ausgangsort war hier der Weiler Ortu, in dem man nicht parken konnte, weil alles vereist war. Die alten Leute haben emsig Eis gehackt (wir hatten leider keine Zeit zu helfen) und uns viel Glück gewünscht - mit anderen Worten uns für verrückt erklärt. In den korsischen Dörfern ist ja die Verbundenheit mit den direkt anbei liegenden Bergen oft nicht sehr ausgeprägt.
Die Kapelle auf dem Monte Sant' Eliseu - weiter unten liegt der lac de Crenu. "Ne laisse pas de trace", das in der Natur so wichtige Motto, keine Spuren zu hinterlassen, ist uns hier natürlich nicht geglückt. Links sieht man etwas vom Tor verdeckt das Capu a Moneta, ein Gipfel, auf dem man nicht nur heute, sondern auch mitten im August ganz alleine steht.
Es ging immer tiefer ins Winterwonderland durch den ehemaligen Gletscherkessel, wo die bergeries de Livru liegen und die Moräne hinauf zum Grat des Capu a Moneta. Von dort blickt man hinab zum refuge de Manganu - wenn nicht gerade der Nebel alles versteckt wie am heutigen Tag.
Hier geht es auf den Monti Cervellu. Natürlich sollte man besser nur Touren gehen, wo man die Landschaft ohne Schnee gut kennt, denn Wanderwege gibt es im Winter sozusagen keine mehr, aber das macht auch gerade die besondere Freiheit aus. Man sollte bedenken, dass man bei Rundwanderungen nicht auf den eigenen Spuren zurückkehren kann, was ansonsten ja ein wichtiger Sicherheitsaspekt bei schlechtem Wetter ist.
Auf dem Gipfel des Cervellu, es war der Sylvestertag - im Hintergrund Monti d'Oru. Danach Abstieg nach Rosazia, ein Umtrunk bei Freunden und dann Sauna.
Ich hoffe ich konnte ein paar PORI (points of real interest) aufzeigen über die hier ja gerade heftig diskutiert wird, denn hier oben gab es keine sauberen Sanitäranlagen, nicht die beste Pizza, die ich je am Mittelmeer gegessen habe, und keinen Strand, wo auch der Hund hin darf - es war nur die isulabella und nichts, was davon abgelenkt hätte.
Und nein, es sind schon deutlich mehr als 15 Minuten ins Winterparadis.
Da in Ajaccio im neuen Einkaufszentrum nun auch eine Indoor-Eislaufbahn entstanden ist, die bis Ende Februar durchgängig geöffnet ist, ist die Wartezeit bis zur Öffnung der Skistation Val d'Ese somit erträglich (sagen zumindest meine Kinder). Ich finde es bemerkenswert, dass das korsische Gemeinwesen nun auch Freizeitangebote entdeckt, die über boule, und battue und über Beerdigungen hinausgeht. Denn es ist nicht immer leicht, die einheimische Bevölkerung dazu zu bringen, was neues auszuprobieren, so etwa wie die Kuh auf's Eis zu bringen. Natürlich ist der Eismeister ein ehemaliger Eishockeyprofi vom Festland, aber er gibt auch Kurse und ich habe sogar schon mal Männer auf der Eisbahn gesehen, die robusten korsischen Machos machen sich ja nicht so gerne lächerlich und überlassen das eigentlich lieber Frau und Kindern.
Es tut sich viel auf der Insel und längst nicht alles ist schlecht.