Brainstorming zur Inselbefriedung

  • Der letzte brutale und alles verachtende Anschlag auf der Insel, hat mein persönliches Limit überschritten.
    Soviel kann ganz Korsika nicht wert sein, wenn durch solche Anschläge nicht Politik, sondern Geld gemacht wird.
    Als Sohn einer Flüchtlingsfamilie, deren Ursprünge im Elsass wurzelte, habe ich den Existenzkampf meiner Eltern und den Versuch einer Eingliederung hautnah erlebt. Wie brutal Schwaben auf "Reingeschmeckte" reagieren können erlebe ich Heute noch.
    Vielleicht ist dies der Grund, wenn ich heutzutage bei solchen Tatsachen einfach nur platze.
    Drum auch mal ganz scharf hier reingestellt, es geht nicht um diese öde Diskussion, ob dem, ein normaler Korse tut dies nicht.
    Es geht darum, ob wir als Besucher dieser Insel etwas dagegen tun können. Wem fällt etwas dazu ein, ausser die Insel nicht mehr zu besuchen. Korsika hatte ich immer verteidigt, ob verbal, sprich, dort wird dir nur dein Motorrad geklaut, mir nie passiert, auch hat mir nie jemand geschmuggelte oder falsche Uhren zwischen der Schweiz und Italien verkauft.
    Als Kind hatte ich immer Spielkameraden vom Seitenbach über Portugal bis zum Bosporus, Griechenland war mir nur nicht geheuer, weil deren Soldaten weiße Srumpfhosen trugen.
    Diese Länder sagten mir nichts, ausser dem Seitenbach,( wieso der sich immer noch nicht für seine peinliche Werbung schämt, kann nur durch echte Knickrigkeit, schwäbische, erklärt werden),
    aber die waren alle saugut im Fußball und hatten die nettesten Eltern überhaupt.
    Warum ich so weit aushole, bei allen anderen Probleme dieser Welt, Malaysia, Krim und Ebola,
    ich will etwas dagegen tun oder zumindest Andere dazu anstiften.
    Wochenlang hören wir die Muvrinis, lassen uns das falsch geparkte Wohnmobil durchlöchern, behaupten die günstigste Überfahrt zu kennen, ohne unseren Badetipp nie die Fähre erreichen zu können und wenn die Insel endlich erreicht ist, nur wir den Strand überhaupt kennen zu wissen, merken wir, daß wir immer noch in Europa sind.
    Sorry um diesen Satz, aber der frostfreie Winter, ein kaputtes BMW Gespann vor dem Haus und kein Korsika Urlaub 2014 plus zwei Viertele in Kombination einer Nachtwache, da muss so ein Satz drinsein.
    Lasst uns Ideen sammeln, Facebookgruppen gründen, twittern ( was auch immer das ist, wenn es erst ab 18 erlaubt ist, mache ich mit), allen die Insel anpreisen aber trotzdem endlich einen Weg finden, denjenigen klar zumachen, daß keine weiteren Toten mehr braucht.
    Was nehmen die sich eigentlich heraus, wie erklärt man Jugendlichen die Notwendigkeit eines solchen feigen Mordes. Wieviel Geld ist notwendig um so etwas auszuführen und dabei geht nicht einmal annähernd um Ehre oder Vergeltung.
    Brainstormt, sprecht und lasst uns reden, genug ist zwar genug, aber es kann nie genügen.
    Ach so, meine Lieblingslandzunge auf Korsika wird verkauft, 20 Millionen, dabei hasse ich Golf und der Nürburgring war kaum teurer, im Ankauf.
    Erzählt alles weiter, was Euch an der Insel nervt, aber haltet niemand von deren Besuch ab,
    Hans

  • Na ja, man hat sich sich in der Fremde nicht einzumischen, die Dinge so zu nehmen wie sie sind und wenn doch eine Einmischung stattfindet, mit einer blutigen Nase zu rechnen.
    Wenn es zum Beispiel stimmt, daß die Russenmafia auf der Insel Fuß fasst, suchen diese Mitglieder keinen Altersruhesitz, es geht ums Geld. Ob der Tourismus so eine Geldquelle ist glaube ich nicht.
    Die allgemeine Haltung von uns Touristen in Süditalien ist ja, von uns will die Mafia nichts, weil wir ja Geld einbringen, aber dies ist doch eine sehr kleine Menge, verglichen mit Gewinnen aus anderen Mafiageschäften.
    Wie ist es auf "unserer" Insel, Geld und Gewalt nehmen zu und darüber will ich nicht schweigen.
    Drum will ich auch nicht mehr auf die Insel fahren und manche Dinge nicht ansprechen dürfen. Welche Möglichkeiten wir haben, müsste einfach mal zusammengetragen werden. Ein Fernbleiben wäre keine Möglichkeit, darüber sprechen und schreiben eine andere Möglichkeit.
    Wer als Reiseanbieter auf der Insel Geld verdient sollte sich als erster angesprochen fühlen. Mein erster Beitrag ist vielleicht etwas konfus und emotional gehalten, aber hauptsächlich will Korsika nicht kampflos diesen gewaltbereiten Strömungen überlassen und dies hier zur Diskussion anbieten.
    Hans

  • Hallo Hans,


    ich kann Dich gut verstehen! Man möchte gerne ein Zeichen setzen, auch wenn man nicht weiß, ob es was bringen wird oder ob es (besonders im Fall Korsika) überhaupt erwünscht ist. Aber wie?


    Ich habe keine Ahnung, wie man so etwas anstellen könnte. Am sinnvollsten erscheint es mir, auf der Insel selbst Kontakt zu Leuten/Gruppen/Initiativen zu suchen, die sich gegen die Gewalt engagieren und die mal zu fragen. Was sie davon halten, dass Touristen etwas gegen die Gewalt tun möchten. Was da Sinn machen würde. Können wir von außen überhaupt was tun? Usw.


    Mir fällt jetzt spontan diese Frauengruppe ein, die die Schweigemärsche initiiert hatte. Kennt Ihr noch weitere? Wie würde man Kontakt zu denen bekommen? Wissen die Forumsmitglieder, die auf der Insel leben, mehr, bzw. hättet Ihr Ideen?


    Wie gesagt, ich fühle mich da auch eher hilflos und habe auch gar nicht die große Hoffnung, viel erreichen zu können. Aber ein Zeichen setzen, warum sollte das nicht gehen.



    Liebe Grüße


    Mila

  • Ich befürchte, dass wir Touristen kaum recht viel mehr tun können, als uns mit den Gegnern der Gewalt verbal zu solidarisieren oder uns vor Ort vielleicht an einem Protestmarsch zu beteiligen. Die Hintergründe dieses brutalen Kampfes um Macht und Geld erschließen sich uns leider nur zu einem geringen Teil, die Verstrickungen und Verbindungen schon gleich gar nicht. Meine Hoffnung ist es, dass die Polizei und die Gerichte mit allem Nachdruck gegen das organisierte Verbrechen vorgehen und die Bevölkerung die Mauer des Schweigens durchbricht. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Mörder auf dieser kleinen Insel vollkommen unbemerkt bleiben.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Hans und alle anderen,


    allein der Umstand, dass wir deutsche "Weltverbesserer" (so sieht uns jedenfalls ein Großteil der Welt) ja vermutlich höchstens die mit Abstand drittstärkste Touri-Fraktion auf der Insel sind (nach F und I) macht mich da ziemlich mutlos :hmm: ...


    Auch ich würde die Idee der Kontaktaufnahme zu / Unterstützung von lokalen Gruppen als einzigen Ansatz sehen, ist ohne das Gschmäckle der Einmischung vor Ort - einem uns unbekannten Ort trotz allem Wissen ...


    Aus Korsikaforum
    Ernest

  • Hallo Hans,


    für mich persönlich, der nur ein Besucher der Insel ist, sehe keine Möglichkeit dementsprechend einzugreifen. Es ist und bleibt ein korsisches Problem, das nur deren Bevölkerung selbst lösen kann. Wie auch immer!


    Gruß
    Dieter

  • Hallo Miteinander!

    für mich persönlich, der nur ein Besucher der Insel ist, sehe keine Möglichkeit dementsprechend einzugreifen. Es ist und bleibt ein korsisches Problem, das nur deren Bevölkerung selbst lösen kann. Wie auch immer!

    Hier stimme ich vollkommen zu. Ein Kampf gegen Gewalt braucht ein ein dauerhaftes Engeagment. Wie soll das in einem dreiwöchigen Urlaug geleistet werden?
    Ich fände es umgekehrt zum Beispiel auch merkwürdig, wenn sich Korsen an Protestaktionen gegen das fast vollständig als Schwarzbau errrichtetes Steinkohlekraftwerk in Datten engaggieren würden.
    Ein effektiver Protest kann nur von der Inselbevölkerung initiert und getragen werden.
    Ich kann mir allerdings im Namen des Forums zumindest eine verbale Solidaritätsnote an die Gruppen vorstellen, die sich im Kapf gegen die Gewalt organisiert haben.


    Heinz

    • Offizieller Beitrag

    Tach!
    Wir haben schon mal darüber diskutiert. Der Einfluss der korsischen Mafia ist ja nun bekannt. Nicht nur das aggressive Verhaltren der Russenmafia beim Versuch Macht zu erlangen ist erschreckend, sondern auch das immer dreistere Gebahren russischer Millionäre. Landerwerb gelingt ja sicher nicht auf legalem Wege und passiert schon seit Jahren. Siehe auch nördl. von Bonifazio.
    So wird ganz still und heimlich das Land ausgehölt und Scheibchen für Scheibchen an reiche Ausländer verhökert.
    Nun ja, es ist ja nicht nur Korsika, aber eben auch!


    Wo bleibt eigentlich der Widerstand der Korsen?
    wolfgang

  • Ich schließe mich godot, dieter und arrigu an (pardon, wenn ich einen von Euch übersehen habe). Als ausschließlicher Besucher der Insel würde ich mir nicht anmaßen, bestimmte politische Vorgänge auf Korsika aus der Ferne zu bewerten. Abgesehen davon, dass in den hiesigen Medien kaum über die Ile de Beauté berichtet wird. Selbst wenn es diese Meldungen geben würde, wäre ich mir sicher, dass mehr als die Hälfte davon partei- oder interressenbezogen ist.
    Nennt es von mir aus die Augen verschließen. Ich möchte in der kurzen Zeit des Urlaubs die Schönheiten der Insel sehen. Politisch engagieren können sich nur diejenigen, die auch die wahren Zusammenhänge kennen.

  • Hallo zusammen,


    ich lese gerade Agatha Chrisie's Klassiker "Murder on the Orient Express" auf Englisch.


    Originalzitat:
    "... then he deserved to die .... But you can't go around murdering people out of revenge, like Corsicans."


    Das Buch wurde 1934 veröffentlicht.


    Gruß
    Bobby

  • hensmen : du hast wohl mitbekommen, dass der flnc die waffen niederlegen und politische wege gehen will ?
    es gibt grund zur ZUVERSICHT, dass andere gewaltbereite corsische gruppierungen folgen werden,
    vielleicht ist einfach endlich die zeit reif.
    das hat erstmal nix mit der woher-auch-immer-mafia zu tun, wird aber auf längere sicht sicher
    das verhalten von polizei und rechtsprechung ändern, und das von potentiellen zeugen... wenn es für die
    cors/inne/n keine nationalisten mehr zu schützen gibt - ich sag nicht, dass ich dieses verhalten gut fand - werden
    sie eher aussagen gegen gewalttäter. es wird mehr verhaftungen, mehr verurteilungen geben. es wird
    für die mafia immer weniger interessant werden, auf corsica geschäfte zu machen :daumendruecken: daran glaube ich.
    und mich hat diese nachricht über den flnc sehr gefreut und auch beruhigt, obwohl ich vorher keine angst hatte.


    wie geht's dir denn inzwischen mit dem, was dich zum eröffnen dieses fadens gebracht hatte?
    mitfühlenden gruss von der herzeva


  • Hallo Eva

    potentiellen zeugen(.....) werden sie eher aussagen gegen gewalttäter. es wird mehr verhaftungen, mehr verurteilungen geben.

    das wiederum glaube ich nicht, denn geschwiegen wird weiterhin, das ist kein Grund alte "Gepflogenheiten" aufzugeben. Trotzdem bin ich auch zuversichtlicher, denn bisher ist die FLNC noch nie soweit gegangen: Aufgabe ihres bewaffneten Kampf für die Unabhängigkeit, sogar Niederlegung ihrer Waffen, der Gang in die Öffentlichkeit und ihre Ziele auf die politische Ebene zu heben. Das lässt hoffen. Aber es bleiben noch Unsicherheiten. Wie verhalten sich jetzt die anderen militanten Splittergruppen?


    Gruß
    Dieter, optimistisch

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