Hallo zusammen,
für einige Leute hier scheint die Welt nur ausSchwarz und Weiss zu bestehen.
JA KLAR, der mühsam studierte Akademiker schreitet mit stolzer Brust stechenden Schrittes und mit der Arroganz-Krone auf dem hoch erhobenen Haupt in die Bäckerei, knallt zackig die Hacken zusammen und brüllt ein "Guten Tag" an die Verkäuferin um dann mit einem richtig fetten Geldbeutel (da sind nur 500er Scheine drinn, und die Verkäuferin kann nicht wechseln!! Die doofen Korsen!!) seine Einkäufe zu bezahlen. Und schon ist Wolfis Vorurteil bestätigt!
Die Wirklichkeit sieht aber gaaaanz anders aus. Nämlich dass ich genau zwei Worte auf Französisch sprechen kann (ein "Guten Tag" und "Danke"; sorry ich kann es nicht schreiben, sondern nur sprechen; bevor ich es falsch schreibe lasse ich es lieber) Und ich dies zwei Worte auch benutze!
In anderen Ländern konnte ich bislang die Erfahrung sammeln, dass dies anscheinend kein Problem zu sein scheint. In Griechenland beim Dorfmetzger (Epirus in den Bergen zur albanischen Grenze, keine Tourigegend; da kommen dann erschwerend noch die kyrillischen Buchstaben dazu!) Steaks bestellt; eine junge Frau (Kundin in der Schlange hinter mir) hat dann über Englisch meine Bestellung an den Metzger weitergeleitet und mir dann noch Tipps zur Zubereitung gegeben. In Schottland sonntags morgens in Stirling castle: eeeelend lange Schlange an der Kasse; der Kartenverkäufer erzählt mir von sich aus (!!) in epischer Breite in einem explorer pass, was wir als Familie noch alles anschauen sollten und wo er die letzten Jahre gewesen ist. Alles kein Problem.
JA KLAR, der deutsche Panzer- ääh ich meinte natürlich Autofahrer fährt mit seinem Bonzenauto stur soweit wie möglich links, um auf jedem millimeter Straße insbesondere den tollen Korsen gegenüber in arroganter und aggressiver Art seine Rechte durchzusetzen. Weil: ich bezahle ja schließlich und ohne meine Kröten könnten "die Korsen" wieder Schafe und Ziegen hüten. Wenn ich vara330 und Guenter richtig verstanden habe, dann scheinen die im Verkehr ja teilweise ähnliche Erlebnisse wie ich erfahren zu haben. Man kann diese Erlebnisse/Dinge natürlich "spassig", "urig" oder "authentisch" finden, mir persönlich fehlt dazu jedoch der Humor.
Natürlich habe auch ich die "knorrigen Typen, den durchgeknallten korsischen Kreisel- und Vorfahrtshelden und den wilden Rollerfahrer" allesamt überlebt. Richtig! Aber sorry, ich persönlich kann darüber nicht grinsen; das konnten übrigens die Eltern meines durch einen rasenden und überholenden Suffkopfes (zugegebenermaßen ein deutscher Suffkopf) getöteten Freundes auch nicht mehr. Die sind daran nämlich innerlich zerbrochen, sehr witzig. Hahaha. Sollte eines deiner Kinder, Wolfgang, durch so jemanden verletzt oder gar getötet werden (was ich dir niemals wünsche), siehst du die Sache vielleicht ein wenig anders.
Das leitet mich dann zum abschließenden Thema (keine Angst, meine Predigt ist gleich vorbei) hin:
Die Art und Weise, wie man hier miteinander umgeht, ist schon ein wenig befremdlich. Da weren Dinge unterstellt, da geht man sofort ins Persönliche. Da wird gedroht. Und so weiter, und so weiter...
Boah, ich glaub, ich kotz gleich!!
Wenn mein ätester Sohn vor 800 Leuten (Profi-)Musik macht und die von seiner Kunst begeistert sind, bin ich stolz darauf.
Wenn meine Tochter beim Marathon einen Podestplatz schaft, bin ich auch stolz darauf.
Wenn mein jüngster Sohn mit 14 Jahren eine eigene Firma gründet, damit Geld verdient und das alles selbst managt, bin ich auch stolz darauf.
Wenn ich als ältestes Kind meiner Eltern, die beide einen Hauptschulabschluss (damals noch acht Jahre) und eine Lehre haben, als erstes Familienmitglied Abitur mache, studiere und dann mit einer selbst gegründeten Firma durch harte Arbeit ein Einkommen von über 250.000 Euro im Jahr erziele, dann bin ich da auch stolz drauf.
Das hat überhaupt nichts mit Arroganz oder sonst irgendeinem Quatsch zu tun.
Ich kann mich wunderbar und ausdauernd mit der Reinigungskraft in meinem Betrieb über deren Familie unterhalten, weil das nämlich ein wunderbarer Mensch ist, der mindestens genauso wichtig für den Betrieb ist wie ich selbst.
Ich kann mich abends auf dem bei einem (!) Bierchen wunderbar mit Nichtakademikern unterhalten und über Olis geniale Schmuddelwitze (es geht immer um Blondinen, Sex und Schwule, herrlich) lachen.
Warum?? Weil ich meine Wurzeln und Herkunft niemals vergesse. Der liebe Herrgott bringt uns mit nichts auf diese Welt und holt uns mit nichts wieder ab, dazwischen ist dann irgendetwas, was bei dem einen so, bei dem anderen anders verläuft, aber wir sind alle gleich. Und wenn Herr Zetsche oder Frau Merkel zum Scheissen auf´s Klo müssen,dann ziehen die alle auch die Hose runter und müssen sich hinsetzten wie jeder andere auch (Zitat mein Vater)
Aber anscheinend haben sich hier einige Nachwuchsprediger und Antiprotzer zuviel Pietra zwischen die Ohren gespült um mit den wenig verbliebenen Gehirn (sofern da überhaupt mal etwas war) ein bisschen nachzudenken (sorry, der musste sein)
In diesen Sinne frohes Nachdenken