Hallo an all die hilfreichen Korsika-Fans
Wir sind eine 5-köpfige Familie aus der Nähe von Wiesbaden und werden am Donnerstag zum ersten Mal in Richtung Korsika aufbrechen. Das letzte Jahr habt ihr uns bei so vielen Entscheidungen geholfen, dafür wollte ich mich einfach mal bedanken. Für geneigte Leserinnen und Leser folgt nun ein Einblick, was das Forum alles für uns getan hat.
Diese Quint-Essenzen haben wir aus euren Beiträgen zur Anreise gezogen: Der Weg ist das Ziel, also werden wir einmal in Südtirol und einmal in Pisa übernachten. Mehr Kilometer, aber weniger Mailand. Die italienische Mautsituation konnte ich letzten Endes nicht vollständig durchdringen, vor allem das mit dem Free-Flow-System. Kurz war ich versucht, dem Ganzen durch eine Box jeglichen Schrecken zu nehmen. Aber nur kurz. Jetzt stürzen wir uns mit Kreditkarte, EC-Karte und Kleingeld bewaffnet ins Abenteuer. Auf dem Rückweg packen wir den Stier bei den Hörnern und nehmen die Gotthard-Route.
Wir fühlen uns Gepäck-mäßig bestens beraten und haben hoffentlich alles Essentielle dabei: Mehrere Hektoliter Anti-Brumm, eine Wespennestattrappe, drei Sprühflaschen, zwei Kühlboxen, ein Strandschirm, sämtliche Impfnachweise, ein Fläschchen Essig-Essenz, diverse Sonnencremes und ein Liter Öl werden importiert. Und den Rest frisch vom local dealer.
Die Fähre schien uns ein kritischer Moment der Reise zu sein. Hier war eine schwere Entscheidung zu treffen: Authentisch mit CF oder eine höhere Hafen-Sicherheit mit Moby? Zugegeben, meine Auswertungen waren nicht empirisch, aber es scheint doch einen positiven Zusammenhang zwischen hässlichstem Hafen, schrottigster Fähre und zuverlässigster Abfahrt zu geben. Also werden wir uns am Samstag 90 Minuten vor Abfahrt in Livorno bei den Looney Tunes einreihen.
Nach vielen Diskussionen haben wir ein kleines Domizil zwischen zwei CP an der Ostküste (Prunete) gebucht. Die Strandsituation scheint für uns Hallenbad-Niveau-Schwimmer angemessen, man ist über die T10 schnell im Norden oder Süden und es gibt einen Utile um die Ecke.
Feste Pläne haben wir keine. Cap Corse würde mich interessieren, primär geografisch aber im Verlauf bestimmt auch alkoholisch. Der Süden lockt mit Bilderbuchstränden, bringt aber auch das klassische Urlaubsparadoxon mit sich: Touristen die wir sind, meinen wir anderen Touristen aus dem Weg gehen zu müssen.
Wir sind sonst im Sommer meist auf mittelschweren Touren in den Bergen unterwegs. Eure Beiträge haben uns deutlich gemacht, das Wandern auf Korsika nicht das Gleiche ist wie Wandern in den Alpen mit einer engmaschigen Hütten-Infrastruktur. Die 1:25.000 Wanderkarten zeigen auch, dass das Rundweg-Prinzip auf Korsika nicht sehr geschätzt wird. Erstaunlich viele Wanderwege enden im Nichts! Für meinen Mann eine Qual, wie einst Bilbo hin und zurück laufen zu müssen. Ich versuche, ihn mit der Aussicht auf Begegnungen mit wilden Schweinen, Mufflons und zerschossenen Straßenschildern zu motivieren.
Ob wir bis in den Westen vordringen, ist noch unklar. Unser Mutterschiff (Caddy-Maxi) müsste zwar gerade so durchkommen, der Zeitaufwand wäre aber enorm. Denn auch das habe ich hier erfahren: Distanzen lassen sich nicht anhand von Kilometern abschätzen. Die Balagne erscheint da reizvoller, vielleicht schaffen wir es ja mal bis Calvi.
Diese Gelassenheit ist für uns als Familie untypisch. Normalerweise haben wir (Eltern) schon genauere Vorstellungen, zumal unsere Jahresurlaube selten länger als 7 Tage dauern. Auch sind wir zum ersten Mal ohne nennenswerte Sprachkenntnisse unterwegs (Leider haben sich die Sekundarstufenkinder beide für Spanisch statt Französisch entschieden-sacrément!). Doch scheinbar wirkt der Zauber Korsikas auch schon prä-insular, denn selten waren wir kurz vor Start noch so entspannt. Und wenn wir nach 2 Wochen nicht alles zu sehen bekommen haben, was wir uns vorgenommen hatten, bleibt ja noch die Gewissheit-wir kommen wieder
In diesem Sinne merci pour tout
Ellen